Der niederländische Logistikmarkt

Der niederländische Logistikmarkt 2021 steht ganz im Zeichen von Erholung. Nach dem Einbruch im Coronajahr 2020 erwarten Analysten jetzt ein Wachstum von sechs bis acht Prozent.

industrial port with containers

Der niederländische Transportsektor erwies sich in der Corona-Krise bisher als sehr stabil. Fast 75% der Branche entfallen auf den Gütertransport, der im Gegensatz zur Personentransportsparte kaum pandemiebedingte Einbrüche verzeichnete. Die Rabobank führt das zum einen auf die umfangreichen staatlichen Förderprogramme für die Wirtschaft zurück, welche auch die Nachfrage nach Transportleistungen zum Beispiel von Konsumentengütern möglichst hoch hielten. Zum anderen sei die Konkurrenz ausländischer Anbieter im Coronajahr gesunken. Außerdem hat der Sektor in den vergangenen Jahren eine Fusions- und Übernahmewelle erlebt. Die daraus hervorgegangenen Unternehmen seien aufgrund ihrer Größe und ihres Managements krisenfester, so die Analysten.
 

Chancen für deutsche Unternehmen

Die Niederlande zeichnen sich durch einen starken Transport- und Logistiksektor aus. Dank der zentralen Lage in Westeuropa und ihrer ausgezeichneten Infrastruktur verfügen sie über das leistungsstärkste Drehkreuz für den Überseehandel in Europa. Die Branche ist allerdings mit einem zunehmendem Personalmangel konfrontiert, den sie laut Rabobank nicht mit neuen Mitarbeitern decken können wird. Hier ergeben sich also Markteinstiegschancen für deutsche Transportunternehmer. Angesichts des Kostendrucks und der steigenden Qualitätsansprüche der Kunden empfiehlt sich außerdem die grenzüberschreitende Zusammenarbeit als Effizienzmaßnahme. Auch hier liegen Chancen für deutsche Logistiker.

Die Entwicklung des niederländischen Logistikmarktes 2021

Für 2021 erwarten die meisten Analysten eine weitgehende Erholung des Gesamtmarktes. Die Rabobank rechnet mit einem Plus von acht Prozent für das Personen- und Gütertransportwesen, die ING-Bank mit einem Plus von sechs Prozent. Beide Zahlen verstehen sich im Verhältnis zum coronabedingt schwachen Jahr 2020. Prognosen sind allerdings noch hohen Unsicherheitsfaktoren wie der Dauer des Lockdowns sowie dem Fortschritts des Impfens unterworfen.

Prognosen für die einzelnen Sektoren finden Sie im Kasten unten.

Straßengüterverkehr

Die meisten Güter werden in den Niederlanden nach wie vor per LKW transportiert. Die jährlich über das Straßennetz transportierte Gütermenge ist vor Corona acht Jahre in Folge gestiegen: zuletzt 2019 um 4,7 Prozent auf mehr als 573 Millionen Tonnen. 2020 nahm die Gütermenge laut Rabobank dagegen um 11 Prozent ab.

Für 2021 sehen die meisten Analysten die Lage ruhiger: Die ING-Bank erwartet beim Güterverkehr auf der Straße ein Wachstum von 1,3 Prozent, bei Post-und Kurierdiensten um 2 Prozent. Durch die starke Nachfrage im Online-Handel bleibt ein eng vernetzter Transport und ein kundenorientiertes Unternehmertum auch in diesem Jahr eine Top-Priorität im Sektor.

Binnenschifffahrt

Transportweg Nummer zwei im Nachbarland ist die Binnenschifffahrt. Hier ist das Frachtvolumen 2020 leicht gesunken: Mit insgesamt 351 Millionen Tonnen wurden 2,5 Prozent weniger Güter per Schiff durch das Land transportiert als 2019.

Luftfahrt

Der Lufttransport – nach der Schiene die Nummer Vier im Logistik-Mix der Niederlande – hat 2020 einen Rückgang von 6 Prozent verzeichnet. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1,6 Millionen Tonnen Waren auf dem Luftweg transportiert. Wichtigster Umschlagplatz bleibt Schiphol bei Amsterdam, der nach London Heathrow und Paris Charles De Gaulle drittgrößte Flughafen der EU. Rund 1,4 Millionen Tonnen Fracht wurden 2020 allein von hier aus in alle Welt transportiert.

Für 2021 erwarten Analysten wieder ein Wachstum im Luftfrachtsektor - vor allem durch die E-Commerce-Nachfrage sowie den Transport von Impfstoffen, für den sich Schiphol als wichtige Drehscheibe erweisen könnte.

Logistische Dienstleistungen

Die logistischen Dienstleister haben 2020 laut ING eine Nachfrageabnahme von 3 Prozent verzeichnet. Für dieses Jahr rechnen die Analysten mit einem Plus von 2 Prozent. Der zunehmende Online-Handel ist dabei sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung für die logistischen Dienstleister. Er sorgt für eine höhere Nachfrage, zwingt die Unternehmen aber auch dazu, sich mehr mit Informationstechnik, Datenanalyse und Automatisierungslösungen zu beschäftigen.

Durch die günstige Lage am nahen europäischen Hinterland ist die südliche Hälfte der Niederlande ein wichtiges Drehkreuz für die europäische Logistikbranche. Die niederländischen Logistikdienstleister sind sehr stark international ausgerichtet. Trotz eines zuweilen stagnierenden Welthandels gelingt es den Niederlanden, den Export auf Kurs zu halten, vor allem durch die Wiederausfuhr von Gütern. Logistische Dienstleister profitieren hiervon.

Stand: Februar 2021