Es klingt verlockend: Kernfusion könnte nahezu unbegrenzt Energie liefern – ganz ohne CO₂-Ausstoß. Das 2023 gegründete Start-up Proxima Fusion, ein Spin-off des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, möchte genau das erreichen: ein Fusionskraftwerk bauen, das Europa langfristig und unabhängig mit Strom versorgt.
Am Hauptsitz in München sowie an zwei Standorten in der Schweiz und in Großbritannien arbeiten mehr als 80 Wissenschaftler und Ingenieure an der Umsetzung des Projekts. Der physikalische Prozess orientiert sich am Vorbild der Sonne: Atomkerne verschmelzen miteinander und setzen dabei gewaltige Energiemengen frei. Das soll mithilfe eines „Stellarators“ gelingen. Diese Anlage erzeugt ein komplex geformtes Magnetfeld, das mehrere Millionen Grad heißes Plasma berührungslos einschließen kann – und ermöglicht damit die Voraussetzungen für Kernfusion. „Die Fusionsenergie tritt in eine neue Ära ein und schafft den Sprung vom Labor in die Industrie“, erläutert Francesco Sciortino, CEO und Mitbegründer von Proxima Fusion.
Kürzlich hat das Start-up in einer Finanzierungsrunde 130 Millionen Euro eingesammelt – nach eigenen Angaben die bislang größte private Investition in die Fusionsforschung in Europa. Zu den Investoren zählen der Berliner Risikokapitalgeber Cherry Ventures und der britische Fonds Balderton Capital. Insgesamt erhielt Proxima Fusion bislang mehr als 185 Millionen Euro aus privaten und öffentlichen Quellen. „Die neue Finanzierung gibt uns die Ressourcen, um die Hardware zu liefern, die für die Verwirklichung sauberer Fusionsenergie unerlässlich ist“, erklärt Sciortino.
Mit dem frischen Kapital will das Start-up Hochleistungsmagnete bauen, die den extremen Temperaturen im Reaktor standhalten. Sie bilden einen zentralen Baustein für die Demonstrationsanlage Alpha, die bis 2031 fertig sein soll. Gegen Ende der 2030er-Jahre – so die Vision von Sciortino und seinem Team – soll dann das erste Fusionskraftwerk tatsächlich Strom ins Netz einspeisen.