Die wirtschaftliche Partnerschaft zwischen Deutschland und den Niederlanden zählt zu den erfolgreichsten weltweit, mit einem der größten Handelsvolumen. Besonders hohes Wachstumspotenzial bieten dabei die Sektoren Energie, Industrie, Gesundheit sowie Mobilität und Infrastruktur, die darum zu unseren Fokus-Branchen zählen und deutschen Unternehmen Chancen bieten.
Energie
Wie können wir die Energiewende gemeinsam bewältigen? Sowohl Deutschland als auch die Niederlande stehen vor der gleichen Aufgabe. Derzeit verfügen beide Länder über eine sichere, zuverlässige und effiziente Energieversorgung. Im Zuge der Energiewende müssen Deutschland und die Niederlande ihre Energieversorgung jedoch grundlegend umstellen. Sonne, Wind ,Wasserstoff: Wie wird der Energiemix der Zukunft aussehen, um die Energieversorgung auf einem hohen Niveau und die Strompreise international wettbewerbsfähig zu halten?
Die Niederlande und Deutschland haben ein gemeinsames Interesse am Aufbau neuer Energieinfrastrukturen, z. B. für Wasserstoff. Schon jetzt wird intensiv in die Offshore-Windparks des Nachbarlandes investiert. Aber auch die Speicherung von Elektrizität ist für beide Länder eine interessante Thematik. Die bisher erworbenen Kenntnisse, die verfügbaren Technologien und verschiedene Anwendungsmöglichkeiten sind Bausteine für eine erfolgreiche deutsch-niederländische Zusammenarbeit im Energiesektor.
Der niederländische Energiemarkt
Bei der Energieversorgung setzen die Niederlande auf einen bereiten Mix aus Erdgas, Erdöl, Kohle, erneuerbaren Energien und Atomkraft – wobei Erdgas mit Abstand den wichtigsten Energieträger darstellt. Das soll sich jedoch ändern. Die Niederlande haben eine große Energiewende eingeleitet: weg vom Gas, hin zu erneuerbaren Energien. Deswegen fördert die Regierung den Ausbau grüner Energien mit 100 Millionen Euro. Ein Fünftel davon soll bis 2030 allein in den Ausbau der Windenergie fließen. Ein lukrativer Markt – auch für deutsche Unternehmen, die hier mit ihrer Erfahrung punkten können.
Chancen für deutsche Unternehmen
Denn das Thema Nachhaltigkeit in der Energieversorgung spielt in Deutschland bereits deutlich länger eine große Rolle. Die gesammelte Erfahrung sowie das höhere Level an Knowhow ist auf dem niederländischen Energiemarkt gefragt – vor allem im Bereich erneuerbare Energien und innovative Techniken. Viele niederländische Betriebe suchen deutsche Energieeffizienz-Spezialisten als Kooperationspartner.
Industrie
Der Industriesektor verändert sich durch die Digitalisierung und neue Technologien wie künstliche Intelligenz und selbst lernende Systeme in rasantem Tempo. Deutschland und die Niederlande sind hierbei Vorreiter. Für beide Länder ist die digitale Transformation der Wirtschaft zu einer Industrie 4.0, unerlässlich, um weltweit führende Industrienationen zu bleiben und ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland zu bewahren.
Die Industrie der Zukunft
Smart Industry – also eine Industrie, bei der Menschen, Maschinen und Produkte intelligent vernetzt sind – hilft, Geschäfts- und Produktionsprozesse weiter zu optimieren und Kosten zu senken. Sowohl Deutschland als auch die Niederlande sind zukunftsorientiert und können gemeinsam Innovationen im Bereich Smart Industry fördern. Die Industrie 4.0 bietet daher viele Chancen und Möglichkeiten für die Zusammenarbeit deutscher und niederländischer Unternehmen.
Neben international tätigen Großkonzernen wie Philips, ASML und NXP wird die niederländische Industrie vor allem von hochspezialisierten kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt. Nur zwei Prozent der insgesamt 67.080 Unternehmen der produzierenden Industrie im Nachbarland haben mehr als 100 Mitarbeiter. Nach wie vor gehört der Großteil der produzierenden Industriebetriebe in den Niederlanden zu den Kleinunternehmen: 87 Prozent fallen in diese Kategorie.
Chancen für deutsche Unternehmen
Sowohl Deutschland als auch die Niederlande spielen eine wichtige Rolle bei der industriellen Innovation, was viele Möglichkeiten zur Zusammenarbeit bietet. Niederländische Unternehmen können von der starken Position Deutschlands in Hightech-Sektoren wie Nanotechnologie und Mikrochips profitieren. Im Gegenzug können die Niederlande ihr Fachwissen in den Bereichen Digitalisierung und intelligente Fertigungsprozesse einbringen. Doch auch in anderen Bereichen, beispielsweise bei den Versorgungsketten, in der Logistik und beim Warenaustausch, lohnt sich die Zusammenarbeit von deutschen und niederländischen Industrieunternehmen.
Gesundheitswesen
Die Gesundheitssysteme stehen in Deutschland und den Niederlanden vor Herausforderungen, die grundlegende Veränderungen erfordern. Die alternde Bevölkerung und somit eine steigende Nachfrage nach Pflege stehen einem zunehmendem Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal gegenüber und verlangen nach Innovationen und digitalen Lösungen, damit auch zukünftig eine hohe Qualität der medizinischen Versorgung gewährleistet ist. Dieser Wandel birgt für die innovativen und technikaffinen Nachbarländer große Chancen für eine bilaterale Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen.
Die neuen Technologien im Gesundheitswesen
Sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden gibt es führende Unternehmen in den Bereichen Pharmazeutik und Medizintechnik sowie eine hohe Dichte an Universitäten und Forschungsinstituten. Vor allem der Bereich E-Health, wo Gesundheitswesen und Technologie aufeinandertreffen, bietet vielversprechende Möglichkeiten für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
Die niederländische Medizintechnik gilt als zukunftsträchtig und wachstumsstark. Das Marktvolumen wird aktuell auf fünf Milliarden Euro geschätzt und soll 2024 jährlich um etwa fünf Prozent zulegen. Wachstumstreiber sind der demographische Wandel, Pflegeinnovationen und neue Technologien, vor allem im Bereich E-Health, die durch die Corona-Pandemie und entsprechende häusliche Behandlung und Pflege daheim einen Schub bekamen.
Chancen für deutsche Unternehmen
Die Akzeptanz für digitale Lösungen ist in den technikaffinen Niederlanden traditionell groß. Und laut ING-Bank könnte E-Health das Gesundheitssystem im Nachbarland enorm entlasten: Bis 2030, so die Analysten, könnten bis zu zehn Prozent der Kosten für Krankenhausaufenthalte eingespart werden - immerhin rund drei Milliarden Euro. Das Interesse an Lösungen auch aus Deutschland ist entsprechend groß.
Trotz seiner überschaubaren Größe mit rund 18 Millionen Einwohnern ist der niederländische Markt für Medizintechnik und medizinische Hilfsmittel sehr lukrativ für deutsche Lieferanten. Die Versorgung des Binnenmarktes erfolgt großenteils über Importe. Laut Welthandelsorganisation WHO sind die Niederlande der fünft größte Importeur von medizinischen Produkten weltweit. Importiert werden Medizintechnik und medizinische Hilfsmittel, Schutzausrüstung und weitere Geschäftschancen für deutsche Unternehmen ergeben sich darüber hinaus im Bereich der ambulanten Pflege. Als technologische Wachstumsfelder hat die Regierung den Einsatz von Nanotechnologie, Robotik, Künstlicher Intelligenz, „Blockchain"-Technologie, 3D-Druck sowie Wearables zur Anamnese sowie Sensoren zur Sturzerkennung bei Senioren identifiziert.
Mobilität & Infrastruktur
Wie können Waren schnell und umweltfreundlich transportiert werden? Und wie kommen Menschen zuverlässig, bequem und möglichst „grün“ von A nach B? Wie viele andere Branchen befinden sich Mobilität und Infrastruktur aktuell im Wandel und gehören zu den wichtigsten Innovationsfeldern.
Der niederländische Logistikmarkt
Die Niederlande zeichnen sich durch einen starken Transport- und Logistiksektor aus. Dank der zentralen Lage in Westeuropa und ihrer ausgezeichneten Infrastruktur verfügen sie über das leistungsstärkste Drehkreuz für den Überseehandel in Europa. Und zum größten Drehkreuz für den Güterverkehr der EU: Vom und zum Hafen Rotterdam, einem der weltweit größten Seehäfen und Europas größter Tiefseehafen, verlaufen 400 internationale Containerschienenverbindungen pro Woche. Und das macht ihn zu einem wichtigen Verkehrsknoten für die Verlagerung der Frachte auf (Binnen-)Schiffe, Bahn und Lkw.
Die meisten Güter werden in den Niederlanden nach wie vor per LKW transportiert. Aber auch das Schienennetz der Niederlande, das eine Gesamtlänge von rund 3000 Kilometern und zu den europaweit am dichtesten befahrenen Schienen zählt, ist beeindruckend: Fast 80 % der transportierten Schienengüter sind für das Ausland bestimmt oder kommen von dort. Und ein nicht unerheblicher Teil davon ist für Deutschland bestimmt oder durchfährt Deutschland als wichtigstes Transitland.
Chancen für deutsche Unternehmen
Eine moderne Infrastruktur, ein kostengünstiger Transport und eine effiziente Logistik und das alles so nachhaltig wie möglich, um die CO2-Emissionen des Verkehrs zu reduzieren, sind für beide Länder von großer Bedeutung. Und somit eine Chance für Pioniere aus beiden Ländern, die innovative und digitale Mobilitätskonzepte in hohem Tempo entwickelt können. Deutsch-niederländische Kooperationen im Bereich Smart Mobility sind darum gefragt.
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