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Serielles Bauen

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Ist industrielles Bauen eine Neuerfindung? Nicht wirklich. Diese Bauweise existiert schon seit Hunderten von Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten modulares Bauen und Fertigbau wegen der großen Nachfrage nach Wohnraum einen enormen Aufschwung – ebenso wie derzeit. Denn modulares Bauen gilt als nachhaltig, schnell, kostengünstig und weniger fehleranfällig – und somit als Antwort auf die Wohnungsnot, die derzeit in beiden Ländern zu den großen Herausforderungen zählt. Darum wird diese Bauweise sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland immer stärker genutzt.

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Der industrielle Bausektor entwickelt sich in rasantem Tempo - sowohl in Bezug auf die Nachhaltigkeit als auch auf die Schnellig­keit der Fertigstellung von Wohnungen. Und das ist eine gute Nachricht, denn sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden herrscht ein Wohnungsmangel und die Nachfrage nach schnell verfügbarem, bezahlbarem und nachhaltigem Wohn­raum ist hoch. Darüber hinaus ist serielles Bauen eine Lösung für den auch im Bausektor bestehenden Fachkräftemangel.

Serielles Bauen als Lösung für die Wohnungsnot

Nachhaltigkeit ist beim seriellen Bauen ein wichtiger Faktor. Unternehmen kombinieren zunehmend die Fertigbauweise mit biobasierten Materialien wie Holz, Stroh und Hanf. Dies bietet Vorteile wie eine kürzere Bauzeit, weniger Abfall und emissionsfreies Bauen. So hat beispielsweise das niederländische Unternehmen Plegt-Vos in Almelo eine vollständig robotergestützte Hausfabrik errichtet. Durch diese Innovation werden die CO2-Emissionen um 35 Prozent und durch die Umstellung auf Holzhüllen sogar um 80 Prozent gesenkt. Außerdem wird der Bauabfall um über zwei Drittel reduziert und die Materialien ermöglichen den Bau nachhaltiger Häuser.

Ein weiterer niederländischer Vorreiter im Prefab-Bau ist VolkerWessels‘ Wohnbauunternehmen Morgen­Wonen. Dieses Unternehmen baut Häuser und Wohnungen für Ein- und Mehrpersonenhaushalte. Schon früh entwickelte das Unternehmen eine innovative Lösung, die dafür sorgt, dass Energie in einer großen Batterie im Haus gespeichert werden kann. Einzigartig ist auch die Tatsache, dass sie alle Komponenten in ihren eigenen Fabriken herstellen. Die Bauteile werden dann komplett auf die Baustelle geliefert, wo sie steckerfertig montiert werden.

Neben all den Vorteilen für die Umwelt und der schnellen Realisierung von neuen Häusern punktet der Fertighausbau mit der geringeren Zahl an Fachar­beitern, die für den Haus- und Wohnungsbau nötig sind – und somit eine Lösung für den Fachkräftemangel im Bau. Laut Volker Wessels ist es seit Jahren schwierig, genügend Fachkräfte zu finden.

Fertighäuser sind für ihre hervorragende Energieeffizienz und ihre hochwertigen Materialien bekannt. Diese Häuser sind oft mit fortschrittlicher Dämmung und Lösungen für erneuerbare Energien ausgestattet, was sie besonders energieeffizient macht. Deutschland ist führend in der Produktion von Fertighäusern aus Holz. Diese Häuser erreichen sowohl ökologisch als auch ästhetisch ein hohes Niveau.

Bauen mit Hilfe von Software

Technologische Innovationen spielen in der jüngeren Geschichte des industriellen Bauens eine wichtige Rolle. Die Einführung von BIM (Building Information Modeling – „Bauwerksdatenmodellierung“) ist dabei ein wichtiger Faktor. Diese Arbeitsmethode mit Hilfe von Software ermöglicht es Unternehmen, komplexe Bau­projekte effektiv zu verwalten und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Kempen Krause ist hier ein Vorreiter. Das deutsche Unternehmen nutzt BIM als wichtiges Werkzeug für effiziente und genaue Planungsprozesse in Projekten. So können Prozesse optimiert, wichtige Kennzahlen wie Kosten und Nachhaltigkeit transparent gemacht und die Qualität konsequent gesteigert werden.

Anteil industriell gebauter Häuser steigt

Industrielles Bauen ist schneller und preiswerter als traditionelle Bauverfahren, wie das niederländische Wirtschaftsinstitut für das Bauwesen ermittelt hat. 2023 wurden in den Niederlanden rund 15.000 indust­riell gebaute Wohneinheiten fertiggestellt, laut Infor­mationsportal BouwTotaal ein Marktanteil von 20 Prozent, der 2024 mit geschätzten 20.000 Wohnein­heiten sogar auf 27 Prozent gestiegen sein dürfte.

Eine ähnliche Entwicklung in Deutschland: Laut Statistik-Portal Statista wurden im Jahr 2023 fast 21 Prozent der Häuser industriell gebaut. Die deutsche Fertighausbranche erwirtschaftete hiermit einen Umsatz von rund 2,8 Milliarden Euro.

STÄRKEN IM SERIELLEN BAUEN ( „PREFAB“)
Niederlande

  • Niederländische Fertigteilhersteller setzen zunehmend automatisierte und robotergestützte Produktionslinien ein, um Geschwindigkeit und Präzision zu verbessern.
  • Die Niederlande engagieren sich stark für wiederverwendbare Materialien und zirkuläre Baukonzepte, wie z. B. den Holzbau und die Modulbauweise.
  • Es gibt Subventionen und Programme, die die Transformation zum industriellen und nachhaltigen Bauen fördern.
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STÄRKEN IM SERIELLEN BAUEN ( „PREFAB“)
Deutschland

  • Deutsche Fertighäuser haben einen ausgezeichneten Ruf, wenn es um Energieeffizienz, Isolierung und hochwertige Materialien geht.
  • Deutschland ist führend bei Fertighäusern aus Holz, die sowohl ökologisch als auch ästhetisch ansprechend sind.
  • Fertighäuser sind häufig serienmäßig mit Wärmepumpen, Solarenergie und modernen Lüftungssystemen ausgestattet.
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INNOVATIVE PROJEKTE 

Wodurch heben sich deutsche und niederländische Bauunternehmen ab? Wir haben eine Auswahl zukunftsweisen­der Unternehmen zusammen­gestellt, die insbesondere durch ihre innovative Heran­gehensweise, eine nachhaltige Bauweise und ihren Beitrag zu einem gesunden sowie ange­nehmen Wohnumfeld über­zeugen. Zudem leisten sie mit ihren Lösungen einen wesentlichen Beitrag zur schnellen Schaffung von neuem, bezahlbaren Wohnraum.

STARTBLOCK

Dieses niederländische Unter­nehmen aus Emmeloord baut in seiner Fabrik komplette, kompakte und nachhaltige zweistöckige Holzhäuser. Diese werden dann per Tieflader auf die Baustelle gefahren und auf das Fundament gesetzt. Das 2019 gegründete Unternehmen liefert Holzhäuser mit Sanitäranlagen und kompletten Küchen.

VOLKERWESSELS

75.000 Blumen und Sträucher, etwa 30 verschiedene Tierarten, 300 Bäume- und das alles in zwei Türmen: Wonderwoods das höchste grüne Gebäude der Niederlande. Die Türme sind 104 und 70 Meter hoch, bieten einen Mix aus Wohnraum, Gastronomie und Museum und stehen im Einklang mit dem Kernwert der Stadt Utrecht: Healthy Urban Living.

SOLID MODULBAU

Die Gebäudekonzepte von Solid Modulbau sind auf einen langen Lebenszyklus ausgelegt, mit Modulen, die wiederverwendet, angepasst oder vollständig recycelt werden können. Bei der Produktion wird auf Energieeffizienz und umweltfreundliche Materialien geachtet, was zu Gebäuden mit einem hohen Energieautarkiegrad von 50 bis 80 Prozent führt.

LIWOOD

Das Münchner Unternehmen produziert mit seiner Feldfabrik Hauskomponenten in einer Holzfertigungsstraße direkt auf der Baustelle. Ist das Projekt fertig, zieht die Produktionshalle auf die nächste Baustelle um. In der mobilen Produktionshalle ist die Fertigung untergebracht, die vor Ort die einzelnen Bauteile zu Holzelementen und kompletten Räumen zusammensetzt.

PLEGT-VOS

Mit der robotergestützten Fabrik reagiert Plegt-Vos auf den wachsenden Bedarf an mehr und erschwinglichem Wohnraum in den Niederlanden. Neben Fertighäusern stellt das Werk auch Standardlösun­gen für Renovierung und Erhaltung bestehender Gebäude her. Diese reichen von kompletten Häusern bis hin zu Komponenten wie Dächer und Innenwände. Alles wird schlüs­selfertig ab Werk geliefert.

MHOME

Die Basis dieser Häuser besteht aus zwei Holzmodulen. Sie werden in der Fabrik zusammengebaut, was Zeit, Kosten und Bauabfall spart. Die Häuser sind vollständig wieder verwertbar: Das gesamte Haus kann auseinandergebaut und alle Materi­alien wiederverwendet werden. Das Material ermöglicht ein gesundes Wohnen. Im Brainport Smart District in Helmond gibt es inzwischen mehr als 50 dieser Häuser.

LAGEMAAT

Das Unternehmen wurde bereits zum besten KMU-Unternehmen in den Niederlanden ge­wählt und ist ein Pionier beim Rück­bau von Gebäuden im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Die Firma baute etwa das Theater Zuiderstrand in Scheveningen und ein neunstöckiges Büro in Arnheim vollständig ab und verwendete das Material neu, z.B. für eine Sporthalle.

LECHNER GROUP

Zeitgemäße Gebäude mit gesundem Raumklima und hoher Nutzungsflexibilität: Lechner baut sie schnell, solide und kostengünstig. Das Hauptmerkmal des Lechnercube-Systems ist das patentierte Glockenformverfahren, ohne Fugen und Schwachstellen, mit Wänden, Decken und Böden, die perfekte Oberflächen aufweisen.

TERHALLE

Dieses deutsche Bauunternehmen baut anpassungsfähige Schulen. Aufgrund sich ändernder Schülerzahlen ist der Bedarf an Klassenräumen nur schwer vorher­sehbar. Das Schulgebäude wird in Holzhybridbauweise errichtet. Das Konzept umfasst die Wärme-versorgung über eine Erdwärme­pumpe, eine intensive Dachbegrü­nung und die Stromversorgung über eine Photovoltaikanlage.

HUF HAUS

Ein führendes deutsches Unternehmen, das Häuser in der architektonischen Tradition des Bauhauses und auf der Grundlage der deutschen Holzrahmenbauweise herstellt. Die Häuser bestehen hauptsächlich aus Holz und Glas. Alle Holzbauteile sind jedoch mit einer Wärmedämmschicht verse­hen, und dank effizienter Heizungs-und Lüftungssysteme sind die Häuser energieeffizient.

TEXT: HENDRIKE OOSTERHOF

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