Grüner Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle in der Energiewende, weil er genau dort einspringen kann, wo Strom aus Wind und Sonne an seine Grenzen stößt. Allerdings werden die Niederlande und Deutschland sowie die anderen europäischen Länder nie so viel grünen Wasserstoff produzieren können, wie sie benötigen. Der Import ist unerlässlich. Deshalb ist die internationale Zusammenarbeit mit Ländern, die den sauberen Kraftstoff in großem Maßstab produzieren können, wichtig. Und genau hier setzt H2Global an, einer gemeinsamen Auktion von Deutschland und den Niederlanden: Das deutsche Handelsunternehmen Hintco kauft auf dieser Aktion als unabhängiger Zwischenhändler grünen Wasserstoff von Produzenten weltweit und verkauft den grünen Wasserstoff dann wiederum an Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Verkehr und Energie in beiden Ländern. Die Niederlande und Deutschland garantieren jeweils 300 Millionen Euro für etwaige Preisunterschiede zwischen An- und Verkauf. Ein wichtiger Anreiz, um die Nachfrage nach grünem Wasserstoff steigen zu lassen und somit auch dessen Produktion.
So funktioniert die Wasserstoff-Auktion
Die erste H2Global-Auktion im vergangenen Sommer war noch eine Pilotversion im Wert von 400 Millionen Euro. Sie wurde von der deutschen Regierung finanziert. In der zweiten Runde haben sich Deutschland und die Niederlande zusammengeschlossen, und der Wert liegt bei 2,5 bis 3 Milliarden Euro. Hintco schließt 10-Jahres-Verträge mit Produzenten und kurzfristige Verträge ab einem Jahr mit Unternehmen und anderen Wasserstoffabnehmern ab. Auf dieser Grundlage können sowohl die Produzenten als auch die Unternehmen mit festen Preisen ihre Geschäftsmodelle kalkulieren und endgültige Investitionsentscheidungen treffen. „So schaffen wir einen Markt, der weiter skalieren kann“, sagt Timo Bollerhey, CEO von Hintco. „Wir kaufen den Wasserstoff wahrscheinlich zu einem höheren Preis ein, als wir ihn auf dem Markt verkaufen. Hier greifen die deutsche und die niederländische Regierung ein, indem sie die Preisunterschiede ausgleichen.“
Erste Lieferung im Jahr 2028
H2Global besteht aus einer globalen und vier regionalen Auktionen (Afrika, Nordamerika, Südamerika und Asien). Der Bieter mit dem niedrigsten Preis erhält den Zuschlag. Der grüne Wasserstoff kann auch in Form von grünem Ammoniak oder Methanol verkauft und geliefert werden. Dies ist einfacher, da reiner Wasserstoff unter hohem Druck und bei niedriger Temperatur transportiert werden muss. Die ersten Lieferungen sollen ab dem Jahr 2028 erfolgen.
Politischen Willen
Grüner Wasserstoff braucht politischen Rückenwind, um im Energiesystem in Zukunft eine tragende Rolle zu spielen. Die Niederlande machen vor, wie’s geht: Schon vor fünf Jahren lancierten die Niederlande ihr nationales Wasserstoffprogramm mit mehreren Projekten. Darunter neben einem 1.200 Kilometer langen Wasserstoffnetz auch der Bau von Europas größter grüner Wasserstoffanlage durch Shell im Rotterdamer Hafen und die Speicherung von Wasserstoff in alten Salzkavernen.
Wasserstoff als Hauptenergiequelle
Grüner Wasserstoff wird in Elektrolyseuren, die mit Wind- und Sonnenenergie betrieben werden, aus Wasser hergestellt. Bei der Verbrennung wird nur Wasserdampf freigesetzt. Experten gehen davon aus, dass dies in den kommenden Jahren die Hauptenergiequelle sein wird. Sowohl für die Stromerzeugung und -speicherung als auch für industrielle Prozesse und den Verkehr. Wenn genug davon produziert wird, kann die Chemie- und Düngemittelindustrie auf grünen Wasserstoff umsteigen, auch die Produktion von grünem Stahl ist hierdurch in Zukunft möglich. Kraftwerke können mit grünem Wasserstoff Strom erzeugen, und Autos, Lastwagen, Busse, Schiffe, Züge und sogar Flugzeuge können damit fahren oder fliegen.