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Wirtschaftsausblick 2022
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Veranstaltungs-Sprache(n)
Deutsch, Niederländisch
Beginn
20.01.2022 · 12:00
Ende
20.01.2022 · 13:00

Politische und wirtschaftliche Erwartungen für 2022

Inflation, Energiewende oder Lieferkettenengpässe - was werden die zentralen Themen für das Jahr 2022 sein? Welche Auswirkungen wird die anhaltende Covid-Situation auf Wirtschaft und Politik haben? Und welche Herausforderungen erwarten die Niederlande und Deutschland darüber hinaus? Am 20. Januar diskutierten FDP-Haushaltsexperte Otto Fricke und Chief Country Officer Netherlands der Deutschen Bank Bas Marteijn gemeinsam mit DNHK-Geschäftsführer Günter Gülker ihre politischen und wirtschaftlichen Erwartungen für 2022.

 „2022 wird ein spannendes, aber auch herausforderndes Jahr für die neuen Regierungen beider Länder“, begrüßte Günter Gülker die rund 45 virtuell zugeschalteten Teilnehmer zur zweiten Ausgabe des Wirtschaftsausblicks. Los ging es mit der Frage, welche Themen in dem kommenden Jahr am wichtigsten sind: „Triple D: Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie“, lautete Frickes Antwort. Deutschland habe über viele Jahre von den Wirtschaftszahlen profitiert, nun müsse das Land neu aufgestellt werden. „Corona hat viele Missstände im Land aufgezeigt, insbesondere im Bereich Digitalisierung“, so Fricke.

Pandemie bleibt beherrschendes Thema

Die Pandemie und die damit einhergehenden Herausforderungen werden auch 2022 bestimmen. „Hier ist es interessant zu sehen, wie Europa und die Welt auf immer neue, möglicherweise ungefährlichere Varianten reagieren werden. Gerade, weil die getroffenen Corona-Maßnahmen zunehmend geringeren gesellschaftlichen Rückhalt haben“, meint Bas Marteijn.

Er gehe außerdem davon aus, dass uns viele Phänomene und Entwicklungen der Pandemie auch in diesem Jahr begleiten werden. Nachhaltigkeit, hybrides Arbeiten und E-Commerce hätten ein Paradigmenwechsel erfahren und das Verbraucherverhalten habe sich fundamental verändert. Im Bereich E-Commerce erwartet er für 2022 ein enormes Wachstum von 50-70 %. „Selbst in Deutschland, einem ‚late mover‘ in Sachen Digitalisierung, ist dieser Wandel deutlich erkennbar“, so Marteijn. Eine weitere Entwicklung aus 2021, die sich auch 2022 fortsetzen werde, ist die niedrige Arbeitslosigkeit.

Inflation als größtes wirtschaftliches Risiko für 2022

Die zentrale Herausforderung der kommenden Monate wird die steigende Inflation und der Umgang mit ihr sein. „Das ist ein Thema, das wir in Europa in den letzten 10, 20 Jahren kaum gehaben haben“, so Marteijn. „Derzeit beträgt sie hier etwa 4 %“. Es gebe viel Spekulation darüber, wie sie sich entwickeln wird: Ist sie zeitlich begrenzt oder wird sie uns noch länger beschäftigen? Sollte sie bleiben, ist dies Marteijns Ansicht nach das größte Risiko für die Wirtschaft im Jahr 2022. Eine weitere Gefahr sehen beide Experten in der drohenden Lohn-Preis-Spirale, ausgelöst durch die aktuell hohen Energiepreise. „Das Risiko besteht in beiden Ländern, allerdings diese Entwicklung in Deutschland deutlich wahrscheinlicher“, so Marteijn.

Auch die globalen Lieferketten sind in den vergangenen Quartalen durch eine starke Preisinflation unter Druck geraten. Sollte es hier weitere Spannungen geben, ist auch dies ein Risikofaktor für die wirtschaftliche Entspannung im Jahr 2022. Marteijn ist jedoch optimistisch, dass sich die Zulieferketten in den kommenden Monaten erholen werden. „Spätestens 2023 werden die aktuellen Probleme in den Lieferketten kein Thema mehr sein.“

Niederlande als Vorbild für die deutsche Energiewende

„Trotz der anhalten Corona-Krise müssen wir nach vorne schauen“, sagt Günter Gülker. „Ein Bereich, in den in beiden Ländern sehr viel Geld investiert wird, ist die Energiewende“. Insbesondere Deutschland hat hier große Ziele: von derzeit 40 % erneuerbaren Energien auf 80 % im Jahre 2030. So steht es im Koalitionsvertrag. „Hier hapert es nicht beim Willen, sondern bei der Umsetzung“, stellt Fricke fest. In Deutschland nehme die Genehmigungsphase für solche Vorhaben aufgrund zu vieler Beteiligter immer noch mehrere Jahre in Anspruch. Die Niederlande seien in vielerlei Hinsichten schneller und pragmatischer. „Notwendig ist eine Prozessumkehr, die allerdings nur schwer mit der deutschen Mentalität vereinbar ist“, so Fricke.

Noch mehr Möglichkeiten für deutsch-niederländische Zusammenarbeit

„Zwei Themen, die uns alle betreffen, und bei denen Deutschland und die Niederlande zukünftig noch enger zusammenarbeiten und voneinander lernen können sind 1. Wohnen und 2. Elektromobilität“, so der DNHK-Geschäftsführer Gülker. „Pragmatischeres Bauen! Das ist das, was wir uns von den Niederländern abschauen können“, stimmt Otto Fricke zu. Auch der Ansatz der niederländischen „Prefab“ Häuser sei möglicherweise etwas, was in Deutschland übernommen werden könnte. Darüber hinaus sind die Niederlande auch im Bereich der E-Mobilität und Ladeinfrastruktur ein großes Vorbild für Deutschland. Ziel ist es, bis 2030 15 Millionen E-Autos auf die deutschen Straßen zu bringen – derzeit sind es rund 600.000. „Aber hier wird sich in diesem Jahr viel tun“, ist sich Fricke sicher.

„Unsere Aufgabe als Deutsch-Niederländische Handelskammer ist es nicht nur zu verbinden, sondern auch zu inspirieren“, mit diesen Worten verabschiedete sich Günter Gülker nach rund einer Stunde lebhafter Diskussion von den Teilnehmern und blickt optimistisch auf ein politisch und wirtschaftlich erfolgreiches Jahr 2022.