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AHK World Business Outlook: Niederländische Unternehmen fordern Bürokratieabbau und politische Stabilität

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Bürokratieabbau, politische Stabilität, Fachkräftemangel, Investitionen in Innovationen und Energieversorgung sind die fünf drängendsten Aufgaben für die zukünftige niederländische Regierung. Das ist das Ergebnis des AHK World Business Outlook, für den Mitgliedsunternehmen der DNHK befragt wurden. Die Umfrage in Zusammenarbeit mit der DIHK und den 93 deutschen Auslandshandelskammern zeichnet ein Bild der Stimmung und Erwartung von Unternehmen weltweit.

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Weltwirtschaft im Wandel: Zuversicht deutscher Unternehmen im Ausland wächst

Nach dem Rückschlag durch die US-Zollpolitik im Frühjahr hellt sich die Stimmung in vielen Weltregionen spürbar auf. Das zeigt der aktuelle AHK World Business Outlook der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), basierend auf mehr als 3.500 Antworten aus rund 90 Ländern weltweit. Während die Konjunkturerwartungen der Unternehmen in Deutschland verhalten bleiben, steigt die Zuversicht der deutschen Betriebe an ihren Auslandsstandorten deutlich. „Die internationalen Märkte sind für viele Unternehmen ein Stabilitätsanker”, sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Sie zeigen dort, dass sie im Wettbewerb bestehen können – auch wenn der Standort Deutschland ihnen derzeit nur wenig Rückenwind gibt.”

Weltweit erwarten 44 Prozent der Unternehmen bessere Geschäfte – im Inland sind es hingegen nur 15 Prozent. Der Aufschwung bleibt fragil, doch die Orientierung ist klar: Wachstum findet jenseits der deutschen Grenze statt. Das spiegelt sich auch in den Investitions- und Beschäftigungsplänen wider. Im Ausland wollen 29 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen erhöhen, während lediglich 16 Prozent Kürzungen planen. Beim Personal beabsichtigen 33 Prozent aufzustocken, während 17 Prozent mit einem Abbau rechnen. Im Inland übertreffen die Unternehmen mit Rückbau diejenigen mit Zuwachs indes bei Weitem.

Viele Unternehmen reagieren auf veränderte politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen und verlagern ihre Investitionsentscheidungen folglich dorthin, wo Nachfrage wächst und künftig auch dort, wo Marktzugang an lokale Wertschöpfung geknüpft wird. Besonders deutlich wird dies in China: Hier bewerten nur 18 Prozent der deutschen Unternehmen ihre aktuelle Lage als gut, dennoch wollen über ein Viertel (26 Prozent) ihre Investitionen ausweiten – deutlich mehr als noch im Frühjahr. Dies geschieht zum einen, weil der Marktzugang an lokale Produktion gebunden wird, aber auch, um die beträchtliche Innovationskraft und Rohstoffzugänge Chinas für die Positionierung des Unternehmens im globalen Wettbewerb zu nutzen.

 

Gleichzeitig nimmt die Zahl der Risiken im internationalen Geschäft weiter zu. Fast jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) nennt wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko, 47 Prozent beklagen eine schwache Nachfrage. Hinzu kommen steigende Wechselkursrisiken (31 Prozent) und neue Handelsbarrieren (25 Prozent). „Internationale Arbeitsteilung ist kein Selbstläufer mehr. Marktzugang muss zunehmend politisch erkämpft werden – wer zu hohe Kosten trägt oder regulatorisch ausgebremst wird, verliert Marktanteile. Die Weltwirtschaft versucht ein neues Gleichgewicht zu finden – aber dieses ‚new normal‘ spielt erst einmal gegen uns: Globale Märkte werden machtpolitisch gestaltet, nicht per se geöffnet. Jedenfalls: Wer seine Wettbewerbsfähigkeit nicht sichert, wird verdrängt.”

Auch die US-Handelspolitik bleibt weltweit spürbar. Die anfängliche Verunsicherung der Wirtschaft über die erratischen und belastenden Maßnahmen aus Washington ist inzwischen einer Phase der Ernüchterung und strategischen Anpassung gewichen. 44 Prozent der deutschen Unternehmen an ihren ausländischen Standorten berichten von negativen oder stark negativen Effekten – von Zöllen über Exportkontrollen bis hin zu Local-Content-Vorgaben. Zwar hat sich die Investitionsbereitschaft deutscher Unternehmen weltweit nach dem Zollschock im Frühjahr wieder erholt, doch ein Investitionsboom bleibt aus. Das betrifft vor allem die Investitionsplanungen deutscher Unternehmen in den USA selbst. Dort liegen die Pläne weiter unter dem internationalen Durchschnitt und erheblich niedriger als vor einem Jahr: Während aktuell nur 24 Prozent zusätzliche Investitionen in den USA planen, waren es im Herbst 2024 noch 37 Prozent der Unternehmen.

Die schwache wirtschaftliche Dynamik in Deutschland wirkt sich direkt negativ auf die Exporterwartungen aus. Nach drei Jahren Rückgang rechnet die DIHK auch für 2025 mit einem Minus von einem Prozent. Erst 2026 wird wieder ein leichtes Plus von 0,5 Prozent erwartet. Deutschland profitiert damit nur eingeschränkt vom weltweiten Wachstum.

Treier fordert entschlossenes politisches Handeln: „Die Spielregeln im Welthandel werden neu geschrieben – und wer sich keinen Marktzugang durch belastbare Handelsabkommen sichert oder strukturell zu teuer bleibt, verliert. Es geht nicht um Abschottung, sondern um Anschlussfähigkeit. Deutschland und Europa müssen gezielt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken: durch verlässliche Energiepreise, schnellere Verfahren, steuerliche Entlastungen und neue Handelsabkommen. Nur dann können unsere Unternehmen wieder am weltweiten Wachstum teilhaben – und es mitgestalten, statt hinterherzulaufen.“


Die gesamte Auswertung finden Sie hier: Zuversicht deutscher Unternehmen im Ausland wächst

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