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Deutschlands Weg zurück zur wirtschaftlichen Stärke

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Vor gut zehn Jahren gingen viele Blicke aus den Niederlanden Richtung Deutschland. Was konnte man vom Nachbarn im Osten lernen, der es wie kein anderes europäisches Land geschafft hatte, Finanz- und Eurokrise schnell abzuschütteln und sich in einem Wirtschaftswunder 2.0 befand? Mittlerweile erinnert in Deutschland kaum noch etwas an das Wirtschaftswunder 2.0. Das Land ist Wachstumsschlusslicht in Europa und der Begriff „Kranker Mann Europas“ macht nach fast 25 Jahren wieder die Runde. Vielleicht ist es der Blick Richtung Westen, der Deutschland dieses Mal helfen könnte.

Das Bild zeigt Carsten Brzeski, der globale Leiter der Makroabteilung von ING Research.

Ein Gastkommentar von Carsten Brzeski, Global Head of Macro for ING Research

 

Vor gut zehn Jahren gingen viele Blicke aus den Niederlanden Richtung Deutschland. Was konnte man vom Nachbarn im Osten lernen, der es wie kein anderes europäisches Land geschafft hatte, Finanz- und Eurokrise schnell abzuschütteln und sich in einem Wirtschaftswunder 2.0 befand? Mittlerweile erinnert in Deutschland kaum noch etwas an das Wirtschaftswunder 2.0. Das Land ist Wachstumsschlusslicht in Europa und der Begriff „Kranker Mann Europas“ macht nach fast 25 Jahren wieder die Runde. Vielleicht ist es der Blick Richtung Westen, der Deutschland dieses Mal helfen könnte. 

 

Die negativen Schlagzeilen wollen einfach nicht aufhören. An schlechte Konjunkturindikatoren hatte man sich schon gewöhnt. Grund zur Sorge waren sie bei vielen allerdings noch nicht. Zu stabil war der deutsche Arbeitsmarkt und zu groß wahrscheinlich auch die Angst, der volkswirtschaftlichen Wahrheit ins Auge zu schauen. Mit den schlechten Nachrichten aus der Automobilindustrie scheint allerdings auch der Letzte verstanden zu haben, dass Deutschland ein strukturelles Problem hat.  

 

Zu den Fakten: die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2024 kaum grösser als im Jahr 2020, dh, man schaut auf vier Jahre Stagnation. Die Industrieproduktion liegt immer noch knapp 10% unter dem Vor-Corona-Niveau. In Ranglisten zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit ist das Land abgerutscht aus der Spitzengruppe. Es ist also mehr als eine Wachstumsschwäche. Pandemie und Krieg in der Ukraine haben die aktuelle Krise nicht ausgelöst, sie haben sie nur beschleunigt. Das volkswirtschaftliche Geschäftsmodell Deutschlands hat enorme Dellen bekommen. Ein Modell, das basiert war auf billiger Energie und einem schier nicht enden wollenden Appetit anderer Länder nach deutschen Produkten. Mit dem angekündigten Ausstieg aus der Kernenergie und dem Ende billigen Öls und Gas aus Russland, ist die Energieversorgung nicht mehr billig und auch nicht garantiert. Handelskonflikte, Lieferkettenprobleme, aber vor allem der Aufstieg Chinas hin zu einem Systemrivalen und weg von einem reinen willkommenen Absatzmarkt für deutsche Produkte, schmerzen die deutsche Wirtschaft sehr. Hinzu kommt, dass Staat und Unternehmen in den letzten zehn Jahren zu wenig investiert haben. Auf den Gebieten Digitalisierung, Infrastruktur und Bildung hinkt Deutschland dadurch den internationalen Standards hinterher.  

 

Die Folge von diesen konjunkturellen und strukturellen Schwächen halten Deutschland in der wirtschaftlichen Stagnation gefangen. Eine Stagnation, die nicht einfach zu beenden ist. Natürlich kann die ausländische Nachfrage auch wieder anziehen. Die strukturellen Probleme werden damit aber nicht gelöst. 

 

Vielleicht würde ein Blick gen Westen helfen. Denn in den Niederlanden hat man immer wieder gezeigt, in der Lage zu sein, sich neuen internationalen Gegebenheiten anzupassen. Der Konzentration auf Innovation und einige zukunftsorientierte Sektoren, Topsectoren beleid, sowie eine gute Zusammenarbeit zwischen Forschung und Entwicklung und der Wirtschaft haben geholfen, die Volkswirtschaft widerstandsfähiger zu machen. 

 

Im Herbst 2024 sollte Deutschland schleunigst nachdenken über eine Agenda 2034. Ein Reformprogramm, mit dem man langfristig wieder zurückkehren will in die internationale Spitze. Ein Reformprogramm, das neben Investitionen und Investitionsanreizen in Bildung, Digitalisierung, Infrastruktur und erneuerbare Energien auch den Bürokratieabbau, eine Modernisierung des Steuersystems sowie eine bessere Strategie zur Bekämpfung des Fachkräftemangels vorantreiben sollte.  

 

Deutschland hat immer wieder gezeigt, in der Lage zu sein, sich aus wirtschaftlichen Problemen zu befreien. Auch wenn die Liste mit Problemen länger ist als in der Vergangenheit, sollte man sich auch bei der deutschen Wirtschaft an eine alte Fußballweisheit erinnern: man sollte das Land nie vor dem endgültigen Abpfiff des Spiels abschreiben.  

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