Logo der Deutsch-Niederländische Handelskammer

Neuwahlen in den Niederlanden am 29. Oktober

  • News

Nach dem Fall der niederländischen Regierung in der vergangenen Woche haben die Parteien in den Wahlkampfmodus geschaltet: Am 29. Oktober wählen die Niederländer eine neue Regierung. Zugleich warnen Unternehmen und Verbände vor einem monatelangen Stillstand. Denn einige Themen drängen.

kabinet-schoof-bordesfoto_higherres (1).jpg

Nach 336 Tagen ist Schluss: Mit dem Austritt seiner PVV-Partei aus der niederländischen Regierungskoalition in der vergangenen Woche hat Geert Wilders das Ende des Kabinetts unter Premierminister Dick Schoof besiegelt. Hintergrund war ein Streit über die Asyl- und Migrationspolitik, allerdings – so die einstimmige Meinung der Koalitionspartner VVD, NSC und BBB – forcierte Wilders den Bruch strategisch, um angesichts sinkender Umfragewerte durch Neuwahlen wieder an Profil zu gewinnen. Denn das Thema Asyl- und Migrationspolitik war eines der wenigen Themen, bei denen sich die sonst thematisch mitunter sehr weit auseinander liegenden Parteien verständigen konnten, und nahm bereits im miteinander geschlossenen Hoofdlijnenakkoord, der die Eckpunkte der Koalition festlegte, vier der 26 Seiten ein. Premier Schoof und die Partei-Chefs der Koalitionspartner kritisierten den Schritt von Wilders darum unisono als „unnötig und unverantwortlich“.

Neuwahlen am 29. Oktober

Warnung vor Stillstand

Mit dem Fall der Regierung wird nun ein politischer Stillstand befürchtet, weil drängende Dossiers wie die bereits angekündigte Erhöhung des Verteidigungsetats, die Ukraine-Unterstützung, die Wohnungskrise, die Stickstoff-Problematik, die Migrationspolitik, die Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit, Klimaschutzmaßnahmen, Netzausbau und die Finanzierung der verbleibenden Regierungs-Projekte vorerst aufgeschoben werden könnten. Denn die geschäftsführende Regierung ist nun auf Mehrheiten mit der bisherigen Opposition angewiesen. Kontroverse Themen könnten vorerst nicht weiter behandelt werden – und bis eine neue Regierung im Amt ist, vergehen Monate.

Die Niederlande können sich keine weitere Periode der politischen Stagnation leisten.

 

~ Ingrid Thijssen, VNO-NCW-Präsidentin

 

Nach dem Aus stellt sich auch die Frage nach den umgesetzten Plänen des Kabinetts. Demnach wurden in der 336-tägigen Amtszeit weniger Vorhaben umgesetzt als in den gleichen Zeiträume der Kabinette Rutte III und IV, die ebenfalls vorzeitig beendet wurden. Nur sieben Gesetzte konnten laut Analyse der Nachrichtensendung Nieuwsuur verabschiedet werden, daneben 41 Beschlüsse, für deren Umsetzung nicht der Weg über Erste und Zweite Kammer nötig ist.

Nach dem Regierungsaustritt konnte die PVV den Abwärtstrend stoppen und von 28 auf 33 Sitze zulegen – und wäre darum bei den Wahlen erneut stärkste Partei, wie die neueste Wahlumfrage vom 10. Juni zeigt. Dicht gefolgt von der VVD mit 26 Sitzen, dem Zusammenschluss von GroenLinks-PvdA mit 25 Sitzen und der CDA, die in den vergangenen Monaten deutlich zulegen konnte und aktuell 20 Sitze erhalten würde, nach 5 Sitzen bei den vergangenen Parlamentswahlen. Die heutigen Regierungsparteien BBB mit 3 Sitzen und NSC mit nur noch einem Sitz würden deutlich abgestraft.

 

Könnte im Oktober ein weiterer Rechtsruckerfolgen mit einer noch stärkeren PVV und Geert Wilders als Ministerpräsident? VVD-Chefin Dilan Yesilgöz hatte am Pfingstwochenende eine erneute Koalition mit der PVV ausgeschlossen, auch die CDA unter Henri Bontenbal positioniert sich als stabile Alternative der Mitte und schließt eine künftige Koalition mit Wilders aus. Damit könnte die PVV – selbst bei Wahlerfolgen – politisch isoliert werden. Darum erscheint derzeit eine neue Koalition aus der Mitte wahrscheinlich, jedoch bleibt die politische Lage in den Niederlanden volatil und schwer prognostizierbar.

 

 

Text: Janine Damm

Foto: RVO / Valerie Kuypers

In den Kategorien:

Die neuesten Nachrichten lesen

Alle Neuigkeiten ansehen
  • VBI Groepsfoto.jpg Neuigkeiten

    Studienreise Betonindustrie

    Studienreise der nesseler Gruppe zum Thema Betonfertigteile, Betonrecycling und innovative Produktionsmethoden

  • kabinet-schoof-bordesfoto.jpg Neuigkeiten

    Die Niederlande vor vorzeitigen Neuwahlen: Was bleibt vom Kabinett Schoof?

    Die Amtszeit der niederländischen Regierung unter Premierminister Dick Schoof geht, nach nur etwas mehr als einem Jahr, ihrem Ende entgegen. Seit dem 28. Mai 2024 bestimmte die Koalition rundum der rechtspopulistischen PVV den politischen Kurs des Landes. Das politische Klima war von Anfang an rau, und die Koalition hatte mit Skepsis in der Öffentlichkeit wie auch mit internen Spannungen zu kämpfen. Was bleibt von diesem Kabinett?

  • Eine aktuelle Prognose zu den Wählerstimmen zeigt, dass die PVV führt, die Parteien der Mitte liegen dicht beieinander. Neuigkeiten

    „Ein stabiles Kabinett der Mitte ist jetzt das Beste für die Wirtschaft“

    Kurz vor den niederländischen Parlamentswahlen am 29. Oktober 2025 sprachen wir mit Kevin Zuidhof, Managing Director der Public-Affairs-Agentur IvCB, über mögliche Regierungs-Szenarien – und welche Koalition am besten für die Wirtschaft wäre.

Suchen Sie etwas Anderes?

In unserem Informationszentrum finden Sie aktuelle Neuigkeiten, Downloads, Videos, Podcasts...

Zum Info Hub