Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Niederlanden, Deutschlands wichtigstem Handelspartner in Europa, wurde kurz vor 18 Uhr der erste Blick auf das vorläufige Wahlergebnisses voller Spannung erwartet - inklusive kollektivem Countdown-Zählen. Mehr als 250 Gäste aus Wirtschaft und Politik kamen an diesem sonnigen Sonntagnachmittag in das Pressezentrum Nieuwspoort Den Haag zum Wahlabend 2025, den die Deutsch-Niederländische Handelskammer zusammen mit der Deutschen Botschaft, dem Duitsland Instituut (DIA), Meines Holla & Partners und unterstützt vom Goethe-Institut organisiert hatte.
Mit dabei: der niederländische Außenminister Caspar Veldkamp. „Allein mit Baden-Württemberg ist Niederlands Außenhandel größer als mit ganz Italien“, sagt Veldkamp, aber Deutschland sei nicht nur der wichtigste Handelspartner und großer Nachbar, sondern auch ein wichtiger Partner in Europa: „Wir vertrauen einander und vertreten in Europa in vielen Punkten dieselbe Auffassung, zum Beispiel beim Thema Finanzen. Darum ist nicht nur das Wahlergebnis wichtig, sondern auch, wie die neue Regierungskoalition aussieht. Unsere Länder brauchen einander, nicht nur ökonomisch, sondern auch beim Thema Verteidigung.“
Europa braucht ein stabiles, starkes Deutschland.
In den Gesprächsrunden mit prominenter Besetzung, darunter Manon van Beek (CEO TenneT), Jan Paternotte (niederländischer Abgeordneter), Matthijs van Doorn (Vice President Commercial des Rotterdamer Hafens), Jan Keller (VP Head of Reuse and Repair bei ASML), Emily Glastra (Managing Director T-Systems Niederlande), Sander Tordoir (Chief Economist Centre for European Reform), Focco Vijselaar (Geschäftsführer VNO-NCW), Kirsten van den Hul (Direktorin DutchCulture), Tom Berendsen (Europaabgeordneter), Theresa Kuhn (Universität von Amsterdam), Chris de Ruyter van Steveninck (CEO ONE-Dyas), Ton Nijhuis (Direktor Duitsland Instituut Amsterdam), Martijn van Helvert (Managing Partner Meines Holla & Partners) und Roland Boekhout (Vizepräsident der AHK Niederlande & CEO von De Volksbank), stand ein Wunsch zentral: Europa braucht ein stabiles, starkes Deutschland - und möglichst schnell eine neue Regierung, die hierfür die Grundlage ist.
Auch über die drängendsten Herausforderungen für die zukünftige deutsche Regierung diskutierten die Teilnehmer. De Volksbank-CEO Roland Boekhout: „Ich hoffe auf eine sehr starke Koalition, die in der Lage ist, durchzugreifen und den Mut hat, auch schwierige Entscheidungen zu treffen, die größtenteils finanziell bedingt sein werden. Denn eines der wichtigsten Themen werden die Finanzen sein: Wie kommt Deutschland an die finanziellen Mittel, um alle nötigen Investitionen zu tätigen? Investitionen in die analoge Infrastruktur wie Autobahn und Deutsche Bahn müssen erfolgen. Aber auch die digitale Infrastruktur muss ausgebaut werden, etwa der Ausbau des Glasfasernetzes. Und hinzu kommen die Investitionen in die Verteidigungsindustrie, die wir im geopolitischen Kontext benötigen. Und in diesem Kontext steht auch diese Frage zentral: Wie steht das Land zur Schuldenbremse?“
DNHK-Vorstand Focco Vijselaar sieht nicht nur Deutschland, sondern auch Europa vor einer „Zeitenwende“. „Darum brauchen wir eine starke deutsche-französische Achse und eine stabile, starke deutsche Regierung, hoffentlich mit Brüssel stärker im Visier. Das kann uns enorm helfen, um innovativer, kräftiger und widerstandsfähiger zu werden.“
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