Internationaler Frauentag 2024

Ob sich die Vielfalt in der Wirtschaft verbessert? Der Frauenanteil an der Spitze der deutschen DAX-Unternehmen liegt bei 23 Prozent. Die Präsidentin der Deutsch-Niederländischen Handelskammer, Eva van Pelt, sieht jedoch, dass das früher zu beobachtende starke Wachstum in diesen Unternehmen nun stagniert. Auf der Diversity-Veranstaltung, die die DNHK am Weltfrauentag gemeinsam mit der NBSO Frankfurt und dem Verband deutscher Unternehmerinnen organisiert hat, sprach van Pelt über ihre Erfahrungen mit der Inklusion im Top-Management.  

 "Die Zahl der Frauen in Führungspositionen ist rückläufig", sagte van Pelt, "mehr Frauen als Männer verlassen die Spitze börsennotierter Unternehmen." Laut van Pelt ist das ein Grund, sich noch stärker für Vielfalt zu engagieren. "Aber dann ehrlich." Sie selbst habe in einem männerdominierten Arbeitsumfeld die Erfahrung gemacht, dass sie oft für Präsentationen vorgeschlagen wurde, um die Vielfalt zu zeigen. "Das habe ich mir schnell abgewöhnt." 

Je vielfältiger das Unternehmen, desto erfolgreicher 

Van Pelt hat einen beeindruckenden Lebenslauf und hat an der Spitze von Dutzenden multinationalen Unternehmen weltweit gearbeitet. Dazu gehören auch Tech-Unternehmen “mit einer echten Männerkultur." Was ihr auffällt, ist, dass Unternehmen mit einer homogenen Kultur, in der ein großer Teil der Mitarbeiter die Zielgruppe nicht gut kennt, in Schwierigkeiten geraten können.  Als Beispiel nennt sie die Produktion einer Pipette bei einem Health-Tech-Unternehmen. "Diese wurde von Männern in Hamburg entworfen und sollte auf dem neuesten Stand der Technik sein. Als ich sie in die Hand nahm, fiel mir auf, dass sie fast zu schwer war. Ich sagte den Entwerfer, dass die Pipette für Frauenhände schwer zu handhaben sei und dass unter anderem asiatische Frauen sie häufig benutzen würden. Sie haben im Allgemeinen noch kleinere Hände und für sie wäre die Pipette noch schwieriger zu bedienen. Sie haben das Produkt mit dieser Botschaft angepasst, aber es zeigt, wie wichtig es ist, seine Zielgruppe zu kennen. Wenn Sie Mitarbeiter in Ihrem Team haben, die unter die Zielgruppe fallen, hilft das natürlich enorm. Van Pelt erklärt, dass Unternehmen widerstandsfähiger werden, wenn sie vielfältig sind.  "Es ist, als würde man Kinder verschiedenen Keimen und Bakterien aussetzen. So baut man Resilienz auf.  In einem homogenen Umfeld wird man schließlich krank. Das gilt auch für Unternehmen. Je vielfältiger ein Unternehmen ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass es erfolgreich ist.” 

Und was ist vielfältig? "Wenn Sie sehen, dass 50 Prozent der Hochschulabsolventen Frauen sind, sollte sich dieser Prozentsatz auch in der Wirtschaft widerspiegeln. Wir müssen uns in diese Richtung entwickeln, denn wenn man als Frau etwas bewirken will, braucht man Unterstützer", sagte van Pelt. Um etwas zu bewirken und den Mob hinter sich zu bringen, braucht man mindestens 30 Prozent Unterstützer, wie Untersuchungen zeigen. "Wichtig ist, dass die Spitze des Unternehmens hinter der Vielfalt steht. Wir müssen erkennen, dass die Welt nicht deutsch, niederländisch oder westlich ist", sagt Van Pelt. 

Wer andere Kulturen versteht, hat eine breitere Perspektive und ein größeres Netzwerk 

Pamela Stenzel, Pamela Stenzel, Vertreterin des VdU - Internationale Kommission (Verband Deutscher Unternehmerinnen), Rechtsanwältin und Expertin für internationale Governance & Diversity in der Unternehmensberatung, stimmt dem zu. "Wir müssen mehr Bewusstsein schaffen". Stenzel ist Rechtsanwältin und Expertin für internationale Governance und Diversität in Aufsichtsräten. "Indem man zuhört und offen für den anderen ist, kommt man schon sehr weit", sagt sie. Sie erklärt, dass innerhalb von Kulturen die Regeln klar sind. "Man weiß, was man zu erwarten hat. Wenn man von außerhalb dieser Kultur kommt und die Regeln nicht kennt, wird man schnell ausgegrenzt". Als Beispiel nennt sie die Begrüßung: "Schüttelt man die Hand oder macht man eine leichte Verbeugung? Wenn es da Unklarheiten gibt, kann es schnell unangenehm werden". Laut Stenzel ist es wichtig, über die Unterschiede zu sprechen. "Sprechen Sie miteinander darüber, versuchen Sie, den anderen zu verstehen und sprechen Sie auch über Ihre eigenen Grenzen", rät sie. "Und versuchen Sie, nicht vorschnell zu urteilen, sondern denken Sie zunächst über bestimmte Gepflogenheiten nach."  

Auch die anschließenden Diskussionsrunden zeigten, dass Vielfalt mit Verständnis und Respekt beginnt. Außerdem bietet sie eine breitere Sichtweise und ein größeres Netzwerk. Das Bewusstsein wächst, aber es gibt noch viel zu tun. 

  • © © Fleur Beemster
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