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Interview mit Eduard Schaepman, CEO und Gründer von Tribes Inspiring Workplaces

16.01.2024

Erfahren Sie im Interview mit CEO und Gründer Eduard Schaepman, wie Tribes Inspiring Workplaces Tradition und Moderne verbindet, um eine außergewöhnliche Büroatmosphäre zu schaffen. Entdecken Sie das spezielle Konzept dieser hybriden Arbeitsplätze, die Unterschiede zu anderen Anbietern und die aktuellen Trends in der deutsch-niederländischen Arbeitswelt. Ein spannender Einblick in die einzigartige Vision von Tribes.

Herr Schaepman, auf Ihrer Website steht, dass Tribes Inspiring Workplaces von Ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert wurde? (Tribes: Englisch für 'Stämme')

Ja, das ist richtig. Tribes stammt tatsächlich aus meiner eigenen nomadischen Familiengeschichte. Mein Vater hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die nomadischen Ursprünge unseres Stammbaums zurückzuverfolgen. Nach seinem Tod übernahm ich diese Aufgabe und machte mich auf die Suche nach anderen Schaepmans - ein Wort, das übrigens "Hirte" bedeutet und bereits auf die nomadische Geschichte meiner Familie hinweist.  Über soziale Netzwerke fand ich heraus, dass viele entfernte Verwandte noch in Neuseeland und Australien lebten. Einige Verwandte waren auch mit Aborigines und Maori verheiratet, und so bekam ich durch sie meine ersten Eindrücke von ganz anderen Stammesbräuchen und Ritualen. Diese Suche entwickelte sich von einem Hobby zu einer Leidenschaft und Faszination für globale Stammesgeschichten. Besonders beeindruckt hat mich die Fähigkeit dieser indigenen Gruppen, bis heute zu überleben und ihre Kultur und Bräuche zu bewahren. 

So entstand die Idee, die Essenz der Stämme mit der Moderne zu verbinden. Während meines Berufswechsels und der Suche nach guten Investitionsmöglichkeiten, begannen mein Geschäftspartner und ich mit dem Aufbau von Tribes, einem Ort für digitale Nomaden. Jeder Tribes-Standort ist von einem Stamm inspiriert, mit passender Dekoration, Farbgestaltung und typischen Stammeselementen. Auf diese Weise erzählt jeder Ort unseren Kundinnen und Kunden eine andere Geschichte.

Was ist das Konzept von Tribes Inspiring Workplaces?

Tribes ermöglicht es Unternehmen, hybride Arbeitsplätze zu schaffen. Konkret bedeutet dies, dass Kundinnen und Kunden Tribes-Büroflächen individuell nach ihren Wünschen buchen können. Unser Angebot ist vollständig an die Bedürfnisse des Unternehmens anpassbar, von einem einzelnen Arbeitsplatz bis zu einem ganzen Büro, von ein paar Stunden bis zu einem Tag, einem Monat oder sogar mehreren Jahren. Da Unternehmen nur an bestimmten Tagen Mitarbeitende unterbringen müssen und bei uns Büroräume mieten, können wir die diese an den anderen Tagen an andere Unternehmen vermitteln. Auf diese Weise können die Büroflächen optimal genutzt werden. Darüber hinaus hilft das Konzept den Unternehmen, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Die Mitarbeitenden müssen oft nicht so weit zu unseren Büros fahren und die Unternehmen können mehrere Mitarbeitende für eine bestimmte Bürofläche anmelden, die dann abwechselnd dort arbeiten können.

Wie sind Sie dazu gekommen, Ihren ersten Tribes-Standort in den Niederlanden einzurichten?

Jedes neue Unternehmen braucht eine/-n Startkund/-in, der unseren Umsatz in der Anfangsphase wachsen ließ. Bei uns war das ein Kunde, der Co-Working-Spaces in Eindhoven benötigte. Der Erfolg dieses Standorts ermöglichte es uns, schnell in andere Städte zu expandieren.

War es schwierig, die richtigen Standorte für die Expansion zu finden und nach welchen Kriterien haben Sie sich für einen neuen Tribes-Standort entschieden?

Das Wichtigste für mich war, dass Tribes sich als '5-Sterne-Tageshotel' versteht. Diese Hotels befinden sich hauptsächlich in den 20 größten europäischen Städten. Daher war und ist es für Tribes wichtig, sich auch in den 20 größten europäischen Städten anzusiedeln. Darüber hinaus prüfen wir anhand der Größe der europäischen Stadt und der Nachfrage nach hybriden Arbeitsplätzen, wie viele Filialen wir dort eröffnen möchten. Außerdem ist eine steigende Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden nach Gebäuden mit dem Energielabel A zu beobachten. 

Was unterscheidet Tribes von anderen Hybrid- und Co-Working-Anbietern?

Wie in anderen Branchen (z.B. der Autoindustrie) gibt es Premium- und Mittelklassemarken. Wir sehen uns als Premiummarke im Bereich des hybriden Arbeitens. Service, Nachhaltigkeit und Design sprechen für uns als Fünf-Sterne-Hotel für Arbeitnehmende. Wir beteiligen uns auch nicht an den Preiskämpfen anderer Anbieter, sondern setzen auf unser einzigartiges Konzept.

Wie hat sich der Markt für hybrides Arbeiten aus Ihrer Sicht seit der Gründung der ersten Tribes verändert?

In der Regel braucht ein Unternehmen drei Jahre, um profitabel zu werden. Das war auch bei uns der Fall, denn Tribes wurde in bereits 2019 profitabel. Leider dauerte diese profitable Phase aufgrund der COVID-19-Einschränkungen nicht lange an. Als Folge kündigten viele Unternehmen ihre Verträge bei uns. Im Jahr 2022 wurden die Beschränkungen in den Niederlanden bereits schneller gelockert als in Deutschland und Belgien, so dass sich auch unser Geschäft in den Niederlanden schneller erholte als in diesen Ländern. Obwohl der Umsatz wieder zu steigen begann, stiegen auch unsere Kosten aufgrund von Inflation, steigenden Energiepreisen und geopolitischen Entwicklungen. Infolgedessen stellen wir bei unseren Kundinnen und Kunden ein risikoaverseres Verhalten fest. Während Unternehmen früher Verträge mit einer Laufzeit von fünf bis 10 Jahren abschlossen, sehen wir heute überwiegend Anfragen für Kurzzeitverträge. 

Wollen nicht immer mehr Angestellte von zu Hause aus arbeiten, anstatt ins Büro zu gehen?

Die Arbeit von zu Hause aus bietet sicherlich attraktive Vorteile, aber es hat sich gezeigt, dass insbesondere jüngere Arbeitnehmende ein starkes Bedürfnis haben, während der Arbeitszeit mit Kolleginnen und Kollegen in Kontakt zu sein. Um diese jungen Leute zu betreuen, braucht man auch Vorgesetzte vor Ort. Dies hat in vielen Unternehmen dazu geführt, dass der Dienstag und der Donnerstag zu klassischen Bürotagen wurden. Das Problem, das sich daraus ergibt, ist die teilweise Überlastung während der Rushhour am Dienstag und Donnerstag.  

Was ist der Unterschied zwischen dem deutschen und dem niederländischen Markt?

Was mich am meisten überraschte, war die Tatsache, dass die deutsche und die niederländische Arbeitskultur viel näher beieinander liegen, als ich dachte. Wenn niederländische Unternehmen sich im Ausland niederlassen wollen, denken sie eher an Belgien als an Deutschland. Deutschland ergänzt die niederländische Arbeitskultur gerade wegen ihrer Arbeitskultur wesentlich besser. Während in Deutschland präziser gearbeitet wird und Regeln strenger befolgt werden, geht es in den Niederlanden lockerer, aber kreativer zu. Die Kombination dieser Eigenschaften hat zu unserem Erfolg in Deutschland geführt.

Herr Schaepman, was sind Ihrer Meinung nach die aktuellen Trends beim hybriden Arbeiten?

Der Arbeitsplatz ist nicht so schwarz-weiß, wie ich ursprünglich dachte. Es gibt keinen eindeutigen Trend hin zu 'nur zu Hause arbeiten' oder 'nur im Büro arbeiten'. Ich sage immer: 'Vor fünfzig Jahren gab es Büros ohne Computer, jetzt gibt es Computer ohne Büros'. Ein spannender Trend. Ein weiterer Trend ergibt sich aus der wachsenden Stadtbevölkerung in Europa und betrifft den zunehmenden Wunsch nach Arbeit und Freizeit in der Nähe des eigenen Wohnorts. Wenn wir unseren ökologischen Fußabdruck verringern wollen, müssen wir weniger weite Strecken zurücklegen. Dieser Trend ist bereits in Städten wie New York und San Francisco zu beobachten, aber in Deutschland und den Niederlanden verhindern Vorschriften häufig eine solche Umstrukturierung und Mehrfachnutzung von Gebäuden.

 

Text und Interviewführung: David Böhm