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Buiteneiland: Amsterdam zaubert aus recycletem Boden eine Insel

06.02.2024

Mit dem Buiteneiland (Außeninsel) schließt die Gemeinde Amsterdam das IJburg Archipel ab, eine komplett neue Nachbarschaft liegt damit auf aufgeschütteten künstlichen Inseln im Fluss IJ, östlich des bekannten Stadtzentrums. Während Siedlungen auf den anderen Inseln Druck aus dem angespannten Wohnungsmarkt nehmen sollen, verfolgen die Planerinnen und Planer der Stadt mit dem Buiteneiland einen ganz anderen Ansatz. Die Insel soll sowohl als Naturpark, als auch als Rückzugsort für die Stadtbewohner dienen. Spätestens 2050 soll das zirkuläre Bauprojekt abgeschlossen sein, für das die Baufirma beinah emissionsfrei recycelten Boden aus anderen Teilen der Stadt benutzen wird.

Den Plan von Amsterdam zum Bau einer künstlichen Insel im zirkulären Maße ist Teil der lokalen Anstrengungen, um bis 2030 zur Hälfte und bis 2050 vollständig zirkulär operieren zu können. 

Buiteneiland hat hierbei den Vorteil seiner Naturrolle, da beim Wiederverwenden von Grundstoffen aus anderen Stadtgebieten für unbebaute Zwecke weniger strenge Anforderungen gelten als für den Rest der bebauten Inseln.  

Der freiwerdende Grundstoff entsteht bei anderen Bauprojekten im Stadtgebiet, zum Beispiel bei Fundaments- und Parkgaragenausgrabungen. In den Jahren 2017 und 2018 kamen auf diesem Wege über eine Millionen Tonnen Boden frei, was 640 olympischen Schwimmbädern entspricht. 

Im Bauprozess von Buiteneiland wird eine große Menge dieses sekundären Grundstoffes benutzt. Nur der Ringdeich und das Grunddepot werden aus primärem Sand aus nahegelegenen Baggerseen aufgeschüttet. Dieser Schritt soll bereits in 2024 unter der Aufsicht vom Architektenbüro Boskalis en De Vries & van de Wiel abgeschlossen sein. Danach beginnt der komplexe Auffüllprozess, dessen lange Dauer der zirkulären Bauweise geschuldet ist. 

Das recycelte Grundmaterial wird im Vorhinein von Laboratorien geprüft und analysiert, um Sicherheit und Beständigkeit zu gewährleisten. Dabei ist wichtig festzustellen, welche Bestandteile besonders gut geeignet für die bepflanzten Teile der Insel sind, und welche für die mit Infratsruktur bebauten Stellen. Die Planung sieht zudem vor, selbst „leicht verunreinigten” Stadtboden einzusetzen und diesen mit sauberem Belag zu beschütten. Dabei sollen keine negativen Auswirkungen auf Natur und Mensch entstehen.  

Bereits bei anderen Teilen von IJburg wurde schon länger auf nachhaltigere Bauweisen geachtet. So sind viele der Baumaschinen, wie Bagger, Schiffe und Kräne, bereits jetzt elektrisch betrieben und ein extra dafür neu zu errichtender Solarpark soll bald den Bauprozess noch weiter elektrifizieren. 

Schlussendlich soll Buiteneiland eine Größe von 400.000 Quadratmetern erreichen, mit Platz für Sport, Freizeitaktivitäten und Kultur. Ob potentiell auch Wohnungen auf die Insel gebaut werden, steht noch in einer finalen Entscheidung aus. Jedoch würden es laut Stadt nicht mehr als 500 Wohnungen werden, damit die Rückzugsatmosphäre der Insel erhalten bleibt. 

 

Text: David Böhm

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