Innovation

Smart Cooking - Die Bedeutung von KI für Miele

09.10.2023

Auf der IFA, die vor wenigen Wochen zu Ende gegangen ist, wurde ich mehrfach gefragt, wie wichtig künstliche Intelligenz für ein Unternehmen wie Miele heute schon ist und noch werden wird. Die Antwort: Hier stehen wir stehen am Anfang einer äußerst spannenden Entwicklung. Fakt ist, dass KI viele Unternehmensbereiche durchdringen wird – bei Produkten, im Wissensmanagement und natürlich in der Produktion. Entsprechend werden die Investitionen in künstliche Intelligenz und in Digitalisierung im Allgemeinen weiter steigen und die Anwendungsfälle vielfältiger.

Wir bei Miele nutzen KI beispielsweise bereits für ein Assistenzsystem beim Kochen, das wir Smart Food ID nennen. Bei dieser Anwendung macht die Kamera im Backofen ein Foto von den Zutaten. Künstliche Intelligenz interpretiert die Bilddaten und zeigt im Display an, um welches Gericht es sich handelt. Die Zubereitung erfolgt dann automatisch mit den passenden Einstellungen. Das ist praktisch für die schnelle Pizza, unterstützt aber auch bei neuen Rezepten, die ich vielleicht noch nicht zubereitet habe. Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang: Über 90 Prozent unserer Kundinnen und Kunden geben uns die Einwilligung, die Bilder ihrer Backofenkamera zu verwenden. Das geschieht pseudonymisiert, das heißt, wir wissen nicht, was Frau Mustermann gerade im Ofen zubereitet. Sehr wohl können wir aber die Daten nutzen, um das Feature kontinuierlich zu verbessern.

„AI Diagnostics“ – KI-basierte Servicelösungen von Miele

In einigen Monaten bringen wir unter dem Namen „AI Diagnostics“ eine KI-basierte Servicefunktion auf den Markt. Gerätestörungen, die immer mal auftauchen können, erscheinen dann in der App auf dem Smartphone. AI Diagnostics gibt einen Hinweis auf die wahrscheinlichste Fehlerursache und eine Anleitung zur Selbsthilfe. Spannend wird die nächste Ausbaustufe. Wir werten Sensordaten der Geräte aus und können dann aufgrund von Gerätetyp, Alter und Nutzungsverhalten vorhersagen, dass möglicherweise bald eine Störung auftreten wird. Ein Beispiel dafür ist übermäßige Schaumbildung in der Waschmaschine, die den Ablaufschlauch zu verstopfen droht. Eine Empfehlung auf dem Smartphone kann dann sein, die Dosierung zu ändern oder ein Waschprogramm mit höherer Temperatur zu starten. AI Diagnostics wird so viele Einsätze unser Servicetechniker überflüssig machen, unsere Kundinnen und Kunden sparen Geld und nicht zuletzt ist jeder nicht gefahrene Kilometer gut für das Klima.

Interne Prozessoptimierung durch Chat Bots

KI kann darüber hinaus auch interne Prozesse erleichtern und die Wertschöpfung im Unternehmen erhöhen. Bei uns im Unternehmen hört man gelegentlich den Spruch „Wenn Miele wüsste, was Miele weiß.“ Dahinter steckt die Erkenntnis, dass es manchmal sehr mühselig ist, alle Informationen zu finden, die ich für ein bereichsübergreifendes Projekt benötige. Interne Chatbots können eine große Hilfe sein, wenn sie nach Eingabe der Problemstellung die relevanten Dokumente im Handumdrehen zur Verfügung stellen.

Wartung wird vorausschauender

Enormes Potenzial hat KI in den Fertigungsbereichen. In der Produktion automatisieren wir beispielsweise die Prüfung von Oberflächen. Waschmaschinenfronten durchlaufen eine Blackbox, die mit 32 Kameras ausgestattet ist. Jede Front wird aus verschiedenen Winkeln und bei wechselnden Lichtverhältnissen aufgenommen. Die KI wertet die Bilddaten aus und gleicht sie mit Tausenden von Fehlerbildern ab, auf die das System trainiert ist. Innerhalb von Sekunden wird das Bauteil als in Ordnung klassifiziert und zur weiteren Montage freigegeben. Das funktioniert sehr zuverlässig und die Lösung ist skalierbar, sodass wir sie auch für Backofenfronten oder Staubsaugergehäuse verwenden können. Künstliche Intelligenz wird auch die vorausschauende Maschinenwartung erleichtern. Durch die Auswertung von Sensordaten können wir sehr zuverlässig erkennen, wann ein Werkzeug verschlissen ist oder eine Anlage aufgrund abweichender Parameter eine vorzeitige Wartung benötigt, sodass es erst gar nicht zum Stillstand kommt.

Fachkräftemangel wird ethisch bekämpft

Wichtig ist aber – bei all den Vorteilen – auch die ethische Komponente bei künstlicher Intelligenz nicht zu vergessen: Was darf sie, was darf sie nicht? Für Miele haben wir klare Vorstellungen definiert: KI soll uns unterstützen, sie kann komplexe Funktionen vereinfachen und nicht wertschöpfende Tätigkeiten ersetzen. KI darf den Menschen als letzte Entscheidungsinstanz nicht bevormunden. Datenschutz muss auch im Sinne unserer Beschäftigten gewährleistet sein. Zum Schluss noch die spannende Frage „Wird KI zum Jobkiller?“ Auf absehbare Zeit sehe ich das nicht. Künstliche Intelligenz hat aber das Potenzial, den drohenden Fachkräftemangel abzumildern.

 

Ein Gastkommentar von Dr. Reinhard Zinkann, Geschäftsführender Gesellschafter der Miele & Cie. KG

 

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