Innovation

Bestellt, geklont, gedruckt - Additive Fertigung im industriellen Sektor

12.01.2023

Tausend Stück eines bestimmten Teils bestellen, obwohl man nur zwanzig braucht. Meist handelt es sich um unverzichtbare Teile, die monatelang unterwegs sind, die aber kurzfristig verbaut werden wollen. Kann man das nicht anders machen? Diese Frage stellte sich Pieter Ruijssenaars, CEO und Gründer von DiManEx. Er und Sein Team gaben klare Antwort.

Die Lösung: ein digitaler Zwilling, der überall ausgedruckt werden kann. „Beim Transport von Waren von A nach B kann auf dem Weg viel passieren", sagt Pieter Ruijssenaars. "Die Anfälligkeit der physischen Lieferketten ist in letzter Zeit für viele Unternehmen immer spürbarer geworden. Als Beispiel nennt er das Schiff Ever Given, das 2021 im Suezkanal festsaß. Mit der Korona-Krise und dem Krieg in der Ukraine wird diese Verwundbarkeit noch deutlicher. „Der Weg in die Zukunft ist eine digitale Lieferkette. Damit entfallen die Risiken der physischen Lieferketten, man spart Zeit, als auch Geld und es ist besser für die Umwelt.“ Nachfrage besteht eindeutig. DiManEx zählt Unternehmen wie NS, Lightyear, Sidel, Caterpillar und CNH Industrial zu seinen Kunden. 

Vorteilhaft bei kleinen Auflagen

Ruijssenaars erklärt, dass vor der Erstellung eines digitalen Zwillings zunächst eine Softwareanalyse durchgeführt wird, um die Druckbarkeit zu bestimmen und festzustellen, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, das Teil zu drucken. „Wenn Unternehmen eine große Menge an Teilen einer Komponente benötigen, ist es in der Regel wirtschaftlicher, sie auf dem regulären Weg zu produzieren und zu bestellen", erklärt er. „Bei kleinen Auflagen ist die additive Fertigung oder der 3D-Druck oft günstiger, wenn man alle Kosten berücksichtigt. Zum Teil deshalb, weil der Unternehmer nur die benötigte Menge bestellt. Dieser Vorteil wird noch größer, wenn traditionelle Lieferanten eine Mindestbestellmenge von beispielsweise mehr als tausend Stück verlangen.“

Immer mehr Produktionsmöglichkeiten

Die Software von DiManEx konvertiert die ursprünglichen 3D-Zeichnungen des gewünschten Teils in ein 3D-druckbares STL-Format. Wenn keine 3D-Zeichnung verfügbar ist, wird entweder die vorhandene 2D-Zeichnung in eine 3D-Zeichnung umgewandelt oder das physische Teil gescannt. Der Geschäftsführer erklärt, dass sie auch explizit auf die Produktspezifikationen achten: „Wofür wird es verwendet, muss es zum Beispiel hohen Temperaturen oder starken Chemikalien standhalten können?“ All dies, um die Qualität des gedruckten Endprodukts zu gewährleisten. Die Software bestimmt dann das beste Material und die beste Technologie für den Druck des Teils. „Das können Kunststoffe sein, aber auch viele Metalle sind inzwischen gut bedruckbar", sagt er. „Es ist immer mehr möglich - zehn bis fünfzehn Prozent der industriellen Teile sind heute 3D-druckbar und außerdem wird die additive Fertigung immer billiger." Ruijssenaars erklärt, dass auch immer mehr nachhaltige und recycelbare Materialien verwendet werden. „Die Qualität steht jedoch immer an erster Stelle.“ Er erklärt, dass es deshalb sein kann, dass das neu gedruckte Teil aus einem anderen Material besteht als das Original. „Die gedruckten Teile entsprechen daher immer den vom Kunden vorgegebenen Qualitätsstandards und den Industrienormen." 

Weltweite 3D-Drucker

Der digitale Zwilling des Teils kommt mit einem digitalen Pass in die mittlerweile riesige Datenbank. „Wir haben rund 1.200 3D-Drucker aus aller Welt in unserer Datenbank, die mehr als 2.000 3D-Druckmaterialien und insgesamt alle 3D-Drucktechniken repräsentieren, so dass unsere Kunden direkt über uns darauf zugreifen können", sagt der Geschäftsführer. „Je nachdem, an welchem Standort oder in welchem Land ein bestimmtes Industrieteil von unserem Kunden nachgefragt wird, erhält der Partner den Auftrag und die notwendigen Informationen, um das Teil zu drucken." Er fügt hinzu, dass auch bei der Auswahl dieser Druckpartner die Qualität an erster Stelle steht. „Die Partner und die von ihnen gedruckten Produkte müssen den geforderten Qualitätsstandards entsprechen". 

Einstieg in Deutschland

Ruijssenaars sagt, dass sowohl die Zahl der Kunden als auch die Zahl der Partner weiter wächst und dass das Utrechter Unternehmen jetzt aktiv versucht, in den deutschen Markt einzutreten. „Zu diesem Zweck haben wir uns der Deutsch-Niederländischen Handelskammer und dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau angeschlossen." Der Mitgründer erklärt, dass sie auf diese Weise für potenzielle deutsche Kunden und Partner sichtbarer werden wollen. Der Zusammenarbeit mit den Deutschen steht er äußerst positiv gegenüber. „Unsere Kunden und Partner sind fast alle international tätig und in vielen Ländern ansässig. Diese Erfahrung sorgt dafür, dass wir eventuelle kulturelle Unterschiede schneller überwinden können", sagt er. „Unsere östlichen Nachbarn sind sehr pragmatisch und offen für neue Ideen, was die Zusammenarbeit erfolgreich und sehr angenehm macht."

Industrieforum: Future digital Supply Chain

Möchten Sie mehr über den 3D-Druck im industriellen Sektor erfahren? Dann kommen Sie am 8. Februar zum Industrieforum: Future Digital Supply Chain. Dort werden Experten darüber sprechen, wie Digitalisierung und additive Fertigung dazu beitragen können, Probleme einer globalisierten Lieferkette zu lösen. Melden Sie sich jetzt an über https://www.dnhk.org/veranstaltungen/details/industrie-forum-future-digital-supply-chain


Text: Hendrike Oosterhof
Foto: DiManEx

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