Lifestyle

Die Neuerfindung des Kartons

30.09.2022

Zwischen dir und dem Sternenhimmel liegt nur eine Schicht aus Pappe. Wenn es nach dem Start-up KarTent ginge, wären die Festivalgelände jeden Sommer voll mit ihren Pappzelten. Und das ist auch geschehen, bis Corona aufkam und das Unternehmen sich schnell einen Überlebensplan ausdenken mussten.

Regenwasser? Die Pappe saugt das Wasser auf, die Insassen bleiben trocken. Und es ist viel haltbarer als Zelte aus Polyester. Zumindest, wenn man es einmal auf einem Festival benutzt und dann dort liegen lässt, was laut Untersuchungen häufig vorkommt. Das muss sich ändern, dachten sich die Gründer von KarTent und starteten 2015 ihren Karton-Erfolg. Zunächst mit Teppichmessern, aber schon bald wurde eine Schneidemaschine angeschafft, und die Firma konnte wachsen. Dann kam Corona.

"Als der erste Lockdown begann, hatten wir noch Geld für drei Monate", sagt Timo Krenn, Mitbegründer von KarTent. Um zu überleben, mussten sie sich schnell etwas einfallen lassen. Alle Mitarbeiter wurden aufgefordert, Ideen einzubringen. "Darunter befand sich eine Menge kreatives Material. Zum Beispiel Spritzschutz aus Pappe, der sofort gut lief." Doch bald folgten Spielzeug, Lampen, Schränke und sogar Betten. "Eigentlich ist alles, was man kauft, nur vorübergehend", erklärt Krenn. "Man kauft einen Schrank für ein Jahrzehnt oder so, aber wenn man umzieht, passt er vielleicht nicht mehr oder man hat nach einer Weile die Nase voll von ihm. Dann landet es im Papierkorb - und wenn nicht, dann eben beim nächsten Nutzer." Er erklärt, dass dies auch für Büromöbel und Ladenauslagen gilt. "Sie wollen Ihren Papptisch loswerden? Dann werfen Sie es einfach ins Altpapier."

Ursprünglich wurden die neuen Gegenstände aus gebrauchten Pappzelten hergestellt. "Aber wir haben herausgefunden, dass das einen Nachteil hat. Die Zeltbewohner können nämlich ihre Zelte bemalen, und uns ist aufgefallen, dass viele Kreationen der Festivalbesucher nicht gerade für Kinderzimmer geeignet sind - und dass es ihnen an Kreativität mangelt." Das Amsterdamer Start-up beschloss daher, recycelten Karton für Verbraucherprodukte zu verwenden. Für Produkte wie Papierkörbe verwenden sie die alten Zelte, die auf der Innenseite bemalt sind.

KarTent hat jetzt eine beeindruckende Roboterschneidemaschine angeschafft und ihre Betten stehen bei Beter Bed. Die Firma erhält auch Anfragen aus dem Ausland, darunter aus Deutschland. "Das wird der nächste Schritt sein. Unsere Website wurde übersetzt, und in Kürze werden wir mit der Marktforschung für einen gezielten Anlauf beginnen." Das Geschäft boomt also. Und das ist zum Teil der starken Anpassungsfähigkeit und einer guten Krise zu verdanken.

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