Branche: Health
Innovation
Gesundheit und Medizintechnik

High-Tech-Hilfe im Kampf gegen Corona

30.01.2021

In 15 Minuten wissen, ob man Corona hat oder nicht – das geht mit dem neuen Schnelltest von Siemens Healthineers. Anfang November werden die ersten Exemplare in Deutschland ausgeliefert. In den Niederlanden muss die Regierung noch grünes Licht geben. Was die neuen Tests im Kampf gegen Corona leisten können? Kees Smaling, Geschäftsführer Siemens Healthineers Nederland, erklärt es uns.

Herr Smaling, wieso ist Ihr Test so schnell?

Der Trick liegt in dem Teststreifen, der bestimmte Proteine erkennt – ähnlich wie bei einem Schwangerschafts- oder Grippetest. Mit einem Wattestäbchen wird ein Abstrich aus Mund oder Nase genommen und dann mit einer speziellen Flüssigkeit vermischt, die COVID-19-Proteine enthält. Stimmen die Proteine aus Ihrem Speichel mit denen auf dem Streifen überein, tragen Sie das Virus in sich. Auf dem Teststreifen erscheint dann binnen 15 Minuten ein „C“.

Und wie verlässlich sind die Ergebnisse?

Wir haben eine Vielzahl von Studien durchgeführt, die unter anderem eine Sensitivität von 96,72 Prozent und eine Spezifität von 99,22 Prozent ergaben. Das sind sehr gute Werte, genauso gut wie bei den PCR-Tests des GGD, dem niederländischen Pendant der deutschen Gesundheitsämter. Darüber hat unser Test das europäische CE-Zeichen erhalten und kann ortsunabhängig eingesetzt werden, zum Beispiel in einem Krankenhaus, einem Gesundheitszentrum, einer Schule oder einer onkologischen Abteilung.

Die gängigen PCR-Tests suchen nach Erbgut des Virus. Wie funktioniert das?

Bei einem PCR-Test wird mit einem Wattestäbchen Speichel entnommen. Dieser „Swap" kommt dann in eine spezielle Flüssigkeit getaucht in die PCR-Testmaschine. Hier wird dann die RNA von der DNA abgespalten und vervielfältigt. Nach ungefähr acht Stunden kann man dann eine Spitze von Covid-19-Viren sehen.

Wie sieht es mit der Verfügbarkeit Ihres Tests aus?

Wir wollen 34 Millionen Exemplare produzieren und die Bestellungen strömen schon rein, vor allem aus Deutschland. Rheinland-Pfalz hat bereits eineinhalb Millionen Tests geordert, Bayern sogar zwanzig Millionen. Die deutsche Regierung handelt ein Stückweit entschlossener als die niederländische. Wir sollten aber im Hinterkopf behalten, dass die Niederländer möglicherweise auch noch ordern werden – darauf mache ich meine deutschen Kollegen bei unseren montäglichen Meetings immer wieder aufmerksam. Noch sind die Niederländer allerdings nicht so weit. Die Regierung hat am 22. Oktober erst einmal eine Ausschreibung für Tests veröffentlicht. Darin muss man unter anderem anhand von sechzig Fragen erklären, wie der Test funktioniert – was anschließend noch begutachtet und überprüft wird. Mitte November wird die Regierung dann bekannt geben, mit welchem Anbieter sie zusammenarbeiten will. Dabei geht sie das Risiko ein, dass die Tests dann aufgebraucht sein könnten.

Deutschland ist angeblich bürokratischer als die Niederlande. Aber in diesem Fall stimmt das nicht?

Ich arbeite schon lange für Siemens und weiß, dass die Deutschen bürokratisch sein können. Aber hier in den Niederlanden fühle ich mich im Moment wie der einsame Rufer in der Wüste. Wir sind wieder spät dran, wie schon beim PCR-Test – auch damit hat sich Deutschland schon viel früher beschäftigt.

Müssen die Tests denn zentral über die Regierung beschafft werden?

Das ist noch nicht ganz deutlich. Wir haben bereits gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband VNO-NCW eine Initiative gestartet, um vierzig Schnellteststationen aufzubauen. Es kann aber sein, dass das Vorrecht der Regierung ist, da Corona eine meldepflichtige Krankheit ist. Es muss also jetzt geklärt werden, ob bei der großen Nachfrage nach Schnelltests und ihrer Bedeutung für den Kampf gegen Corona tatsächlich ein exklusives Beschaffungsrecht bei der Regierung liegt.

Erhalten Sie Anfragen von Unternehmen?

Wir haben bereits Aufträge von großen Unternehmen mit eigenem Arbeitsschutz, die ihre Betriebsärzte mit Tests ausstatten wollen. Das ist auch bei Siemens der Fall. Unternehmen, die Personal auf Bohrinseln beschäftigen, benutzen den Test sogar schon. Vor Abreise des Mitarbeiters wird so eine Corona-Erkrankung ausgeschlossen.

Und was ist mit den Verbrauchern? Sollten die Tests auch in der Apotheke angeboten werden?

Ich bin dafür und wir reden darüber auch schon mit dem Einzelhandel. Man kann ja in vielen Geschäften schon Tests kaufen, die ähnlich funktionieren. Und unsere Schnelltests sind schließlich risikofrei, da sie ohne Nadeln auskommen. Aber auch hierbei spielt die Regierung eine Rolle: Momentan ist zum Beispiel die Rede davon, dass nur qualifiziertes Pflegpersonal die Tests durchführen darf. 

Die Regierung hat also noch ein paar Dinge zu entscheiden …

Ja, und wir versuchen, darüber bald mehr Klarheit zu bekommen. Wir gehen aber davon aus, dass in naher Zukunft jeder so einen Test bei sich haben wird und dass ein negatives Ergebnis dann den Zugang zu Konzerten, Veranstaltungen oder Flughäfen ermöglicht. Immerhin gibt es noch keinen Impfstoff. Und selbst wenn er bald käme, bliebe die Situation noch eine ganze Weile so wie jetzt.

 

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