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Niederlande investieren massiv in E-Health – Deutsche Lösungen haben gute Chancen

26.11.2021

Die Bevölkerung wird älter und es mangelt an Fachkräften. Das kennen wir auch in Deutschland. Dass die Gesundheitskosten explodieren ebenso. Was unsere Länder unterscheidet? Die Niederlande investieren seit Jahren gezielt in die Digitalisierung von Medizin und Pflege. Seit Covid-19 erst recht. Wie deutsche Unternehmen davon profitieren können, weiß Kai Feldmann, E-Health-Expertin der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK).

Die Bevölkerung wird älter und es mangelt an Fachkräften. Das kennen wir auch in Deutschland. Dass die Gesundheitskosten explodieren ebenso. Was unsere Länder unterscheidet? Die Niederlande investieren seit Jahren gezielt in die Digitalisierung von Medizin und Pflege. Seit Covid-19 erst recht. Wie deutsche Unternehmen davon profitieren können, weiß Kai Feldmann, E-Health-Expertin der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK). 

Die Niederlande sind europäische Spitze in Sachen E-Health – was ist ihr Erfolgsgeheimnis?

Anders als wir Deutschen sind die meisten Niederländer sehr technikaffin und neugierig auf Innovationen. Deshalb sind E-Health Anwendungen bei unseren Nachbarn breit akzeptiert. Es ist schon seit Jahren Standard, Medikamente digital zu verschreiben. Auch Gesundheitsdaten werden ganz selbstverständlich elektronisch gespeichert. Und die meisten Niederländer kommunizieren mit ihrer Krankenkasse vor allem per App, wo sie beispielsweise auch Rechnungen digital einreichen können. Alles Trends, die die Kosten im Gesundheitswesen senken und die Qualität der Versorgung steigern sollen – und die vom niederländischen Staat gezielt stimuliert werden.

Wie genau?

Im Prinzip gibt es zwei Stellen, wo die Niederländer den Hebel ansetzen: zum einen bei der Patientenversorgung in Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen, zum anderen in der häuslichen Pflege. Bei den großen Einrichtungen will die Regierung zum Beispiel den Einsatz von Telemedizin fördern. 2020 hat sie dafür fast 80 Millionen Euro freigegeben und will das Programm in den kommenden Jahren noch verlängern. Bei der häuslichen Pflege sollen kleinere Projekte speziell für ältere und chronisch kranke Menschen gefördert werden. Dieses und kommendes Jahr werden dafür jeweils 30 Millionen Euro investiert.

In welchen Bereichen haben die Niederlande denn noch Nachholbedarf?

Zum Beispiel bei der Telemedizin und bei der Automatisierung. Laut einer aktuellen Studie von Deloitte nutzt etwa nur jedes zehnte niederländische Krankenhaus Spracherkennungs-Tools – in Deutschland ist es bereits jedes vierte. Auch Hilfsmittel wie Robotik, Virtual Reality und Künstliche Intelligenz werden in den Niederlanden noch deutlich weniger eingesetzt als in Deutschland. Die niederländische Regierung sucht deshalb aktiv nach innovativen Lösungen aus dem Ausland. Hier bieten sich sehr gute Absatzmöglichkeiten für deutsche Unternehmen.

Wo liegen die Chancen für deutsche Anbieter konkret?

Niederländische Gesundheitsprofis sind vor kurzem nach den größten Hindernissen für die Digitalisierung befragt worden. Auf Platz eins landete nicht etwa die Bürokratie wie in Deutschland, sondern die Herausforderung, die richtigen Technologien zu finden. Niederländische Krankenhäuser stehen nämlich im direkten Wettbewerb mit zahlreichen Privatkliniken. Sie sehen Patienten als Kunden, die sie mit modernsten Produkten und erstklassigen Dienstleistungen gewinnen und halten wollen. Deshalb sind sie bereit zu investieren und können das, anders als in Deutschland, auch ohne öffentliche Ausschreibung direkt beim Lieferanten tun. Deutsche Produkte sind dabei besonders beliebt: Sie gelten als technologisch erstklassig, zuverlässig und liegen preislich deutlich unter dem Kurs, den einheimische Lieferanten aufrufen.

Wie können deutsche Unternehmer ihre Chancen nutzen?

Nun, Menschen kaufen am liebsten bei Menschen, die sie kennen. Diese Vertriebsweisheit gilt auch in unserer digitalen Zeit und für die Niederlande erst recht. Hier wird der persönliche Kontakt, das daraus entstehende Vertrauen zueinander sehr groß geschrieben. Als Außenhandelskammer unterhalten wir natürlich enge Beziehungen zu niederländischen Organisationen und Unternehmen der Branche und bringen deutsche Unternehmen gerne in Kontakt.

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