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IHK Düsseldorf
Netzwerkevent
4. Deutsch-Niederländisches Wirtschaftssymposium
Veranstaltungsort
IHK Düsseldorf
Ernst-Schneider-Platz 1
40212
Düsseldorf
Ort auf der Karte zeigen
Veranstaltungs-Sprache(n)
Deutsch
Diese Veranstaltung ist kostenlos.
Beginn
30.10.2019 · 13:30
Ende
30.10.2019 · 17:30

2019 | Nationale Industriepolitik: Unvermeidlich oder unerwünscht? Ökonomische, politische und gesellschaftliche Debatten in den Niederlanden und Deutschland

Wie stark soll sich der Staat in die Industriepolitik einmischen? Das war die Kernfrage auf dem 4. Deutsch-Niederländischen Wirtschaftssymposium am Mittwoch (30.10.19) in Düsseldorf. Und bei der Diskussion mit hochrangigen Vertretern aus Politik und Wissenschaft zeigte sich schnell, dass die eng verbundenen Wirtschaftspartner Deutschland und die Niederlande sich auch bei diesem Thema größtenteils einig sind.

„Wir brauchen eine offene Volkswirtschaft”, sagte NRW-Wirtschaftsstaatssekretär Christoph Dammermann und gab damit zum Auftakt der Veranstaltung des Zentrums für Niederlande-Studien, Münster, (ZNS), der Deutsch-Niederländischen Handelskammer und der IHK Düsseldorf den Tenor vor. „Wirtschaftlich Abschottung ist für uns als Handelsnation einfach undenkbar”, betonte denn auch Maarten Camps, Generalsekretär des niederländischen Wirtschaftsministeriums. Im Umgang mit weltweiten Herausforderungen wie dem Klimawandel sei die grenzübergreifende Zusammenarbeit der Schlüssel. „Gemeinsam innovieren wir schneller und besser.” Die wichtigsten Handlungsfelder seien hier die Infrastruktur, Innovation und der Fachkräftemangel, gab Dammermann an.

 

Wie aktiv soll der Staat sein?

Ganz auf staatliche Eingriffe verzichten, sollten europäische Industriestaaten allerdings nicht – sie seien im Sinne des fairen Wettbewerbs manchmal durchaus nötig, erklärte Marko Bos. Als Beispiel verwies der Direktor Ökonomie des niederländischen Wirtschafts- und Sozialrats auf die europäische Solarindustrie, die ihre Vormachtstellung an China verloren hat. „In solchen Fällen sind Einfuhrbeschränkungen oder Subventionen angebracht.” Auch MdB Otto Fricke, FDP, bekräftigte mit Blick auf marktbestimmende Tech-Giganten wie Google, dass der Markt nicht immer nach den gleichen Regeln funktioniere. „Dieser Glaube ist schlicht falsch.” Die Hauptaufgabe einer modernen Industriepolitik sollte allerdings die Innovationsförderung sein, betonte Prof. Dr. Thomas Bauer, Vizepräsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung. „Und da wir noch nicht wissen, welche Sektoren in Zukunft führend sein werden, geht es darum, den Rahmen größer zu ziehen und Sprunginnovationen zu fördern.”

Gesellschaftliche Verantwortung

Waren es im ersten Teil der Veranstaltung die wirtschaftspolitischen Weichenstellungen, die im Mittelpunkt standen, ging es im zweiten Teil um die gesellschaftlichen Erwartungen. Prof. Dr. Kees van Paridon von der Erasmus Universität Rotterdam und dem ZNS verwies darauf, dass aktuelle Entwicklungen wie die fortschreitende Digitalisierung die Gesellschaft auseinanderdividieren: „Es gibt immer weniger Arbeitsplätze für weniger gut ausgebildete Menschen und teilweise auch für die Mittelschicht.” Auch ein Stadt-Land-Gefälle sei bei der Teilhabe an der digitalisierten Arbeitswelt deutlich spürbar, so van Paridon. „Die Frage muss also lauten: Für wen machen wir Industriepolitik?”

Dass der Staat mit seiner Industriepolitik ethische und moralische Grund-Maßstäbe setzen sollte, betonte auch Prof. Dr. Gustav Horn von der Universität Duisburg-Essen. Ein gutes Beispiel sei der Umstieg auf die erneuerbaren Energien, der durch staatliche Förderung vorangetrieben wurde. Ein Vorgehen, das auch auf andere Bereiche übertragen werden könne. „,Der Markt wird es schon richten’ ist nicht die richtige Haltung”, betonte der Volkswirtschaftler. „Stattdessen brauchen wir Demut und Gestaltungswillen.”

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